Was habt ihr von den vorhandenen Warneinrichtungen im AM2 gehalten?
Wie wurde es ausgebildet?
Habt ihr jedes mal in der Stellung den Graben unter dem Panzer bis zur Bodenluke ausgeschachtet?
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Für die Spz-Besatzungen gab es kein ausbooten. Es war weder vorgesehen, noch wurde es speziell ausgebildet bzw. trainiert.
Sollte der Spz einen Treffer bekommen haben, konnte man wahrscheinlich nur sehen, dass man irgendwie aus der Kiste rausgekommen wäre, so man noch gelebt bzw. in der Lage gewesen wäre....
Gruß
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Als erstes möchte ich etwas über die Warneinrichtungen schreiben. Wir hofften damals, dass sie auch funktionieren. Es gab ja den Piepton, wenn ein feindlicher Panzer, oder allgemein ein Laser dich im Visier hatte. Und es gab den Dauerton, wenn eine PALR im Anflug war. Ertönte dieses Geräusch, Luken auf und raus! Wenn du den Panzer in 5 Sekunden verlassen kannst, hattest du eine theoretische Chance. In der Stellung hätte man spekulieren können, wenn dein Feuer seitlich hinter dem Panzer heiß genug war. Aber wie willst du es herausfinden, wenn man es nicht probiert. Eine PALR hatten wir nicht, hätte auch nichts genützt, da unsere ja mit Faden gesteuert wurde. Also der Versuch schied aus! Das mit dem anlasern war strengstens verboten. Wir wollten vermeiden, dass irgendjemand sein Augenlicht verliert. Zweitens wussten wir nicht, ob sich der Piepton sofort wieder abschaltet. Also habe ich den Versuch nicht gemacht. Es soll nach Aussagen der Tschechen beim ertönen des Signaltons sich die Kanone blitzschnell auf den Angreifer gerichtet haben. Eine theoretische Chance schneller zu sein. Schon im alten T55 war auch Technik verbaut. Zum Beispiel konnte der Kommandant mit seiner entzurten Luke überall hinsehen. Hat er das Ziel ausgemacht und sein Richtschütze fischte im trüben, so brauchte der Kdt. nur auf den rechten Knopf seines Haltegriffes drücken und schon ging die Kanone dorthin. Das dauerte nur einen Bruchteil bis etwa 1s, je nach dem wie weit der RS mit der Kanone falsch war. Haben es die Kommandanten genutzt und ihren RS geholfen? Kann ich nicht sagen, weiss ich nicht. Ich musste nur einmal eingreifen, wo mein RS das falsche Ziel der Nachbarbahn bekämpfen wollte. Etliche Kdt. waren überfordert, ist auch nicht so einfach das Geschehen draußen und drinnen gleichzeitig zu kontrollieren. Die Routiene kam mit den Diensthalbjahren. Im letzten Halbjahr(6.) hätte ich mir auch noch eine Zigarette anstecken können.
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Ja jetzt kommt noch das Ausbooten. Für einen durchtrainierten Panzermann eine leichte Übung, aber nur wenn es einen Graben gab. Ja bei großen Übungen gab es diesen Graben immer, er wurde von uns mit Sorgfalt angelegt. Man konnte ja nie wissen, ob wir das mal nach Zeit machen müssen. Bei Andante 88 wurde der Graben sogar mit Baumstämmen verkleidet, damit er professionell aussah. Eigentlich Verschwendung aber diesmal war ich dankbar, denn durch das ständige Rein- und Rausfahren blieb der Graben erhalten. Nun gab es beim T55/AM2 4 Tonnen Zusatzpanzerung, unteranderem die komplette Wanne wurde verstärkt. Auch große Mienen konnten diese Panzerung jetzt nicht mehr durchdringen. Aber jede Medallie hat zwei Seiten. Hätte man die Zusatzpanzerung an die Bodenluke geschweißt, hätte sie niemand mehr nach innen aufbekommen. Also wurde die Luke einfach mit einer abnehmbaren Panzerplatte verstärkt. Vor dem Ausbooten an der Mutter drehen, bis das Aufschlagen der Stahlplatte auf dem Boden gehört wurde. Und es war zu hören, auch wenn die Platte nur auf losen Untergrund fiel. Jetzt die Luke wie immer öffnen und die Besatzung verlässt das Fahrzeug. Kinderspiel! Der Spaß kommt erst noch. Wer baut die Platte dort unten wieder dran? Ich war da raus. Weiß nicht wie schwer das Ding war, aber selbst im Schnee liegend ist man da ins Schwitzen gekommen. Der Gewindebolzen musste durch das Loch gesteckt werden und innen sollte die Mutter schnell greifen. Kann auch nicht mehr sagen, ob zwei Männer angehoben haben. Vermutlich! Dagegen war Bankdrücken mit 100 kg sicher die leichtere Übung.
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siehst, jetzt hab ich wieder was gelernt. Das mit der Bodenluke vom AM2 hab ich nicht gewusst. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen, dass das Wiederanbringen ne ganz schöne Plagerei war...
An euren Graben kann ich mich noch dunkel erinnern. Ich hab ihn gesehen, als ich bei euch in der Stellung war.
Gruß
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Kann ich Euch sagen, das anbringen der Platte war kein Lachslecken. Am liebsten auf sandigem sauberen Boden. Du musst bis dorthin unterm Panzer krauchen von vorn Fahrerseite oder durch die Bodenluke, am besten mit Kopfhaube. Stecker schön wegstecken, sonst reißt er ab. Wenn du neben der Platte bist, beiseite schieben und unter Luke postieren. Platte einseitig anheben und mit aller Kraft auf deinen Körper ziehen. Und jetzt kommts: Die Platte (natürlich komplett verrostet) Links und Rechts packen und nach oben drücken. Der Ellenbogen hat etwa 120-150 Grad, also nicht ausstemmen und schön auf die Finger achten. Hat schon mal jemand versucht die 37.5 kg Hantel zu stemmen von der Brust nach oben, aber ohne das du oben ankommst? Kannst deinen Arm also nicht ausstrecken. Ja das tut weh, lange machst du das nicht. Und jetzt noch das Loch finden damit der drin die Mutter auf den Bolzen ansetzen kann. Wenn du absetzen musst, dann nur auf deinem Körper und aufpassen, dass man sich das Ding nicht vors Kinn haut. Ein zweiter muss unten leuchten und versuchen einzuweisen. Wir haben es einmal geschafft und gut. Hier die Gegensätze am AM2. Der Schmalste kann besser krauchen und die Platte auf den Körper ziehen, Der Stärkste kann sich kaum bewegen ........! Das Einfachste: Platte aufladen und auf der Waschrampe zu Dritt in aller Ruhe montieren!
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Ja der Graben zu Andante 88 war schon Sehenswert. Wir hatten ja auch genügend Zeit. Frank kannst du dich noch an den Unterstand links neben der Stellung erinnern? Hatte ich dort das erste mal gebaut. Der war von außen nicht zu sehen und wir saßen zu viert drin bei Kerzenschein mit Kochgeschirr. Sehr stabil gebaut, das Dach aus Stämmen und mehr als einen Meter Sand, Erde und Schnee drüber was dann ebenerdig war!
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da kannst Du Dich ja wirklich an eine Menge Details noch erinnern. Bei mir ist da doch einiges weg. Das mit der Zusatzpanzerung beim AM2 war sicher ein echtes Problem beim Ausbooten, bei unseren alten T-55A war das noch etwas einfacher. In der Drehbühne war ein Klappscharnier, und wie Du geschrieben hast, ging die Notausstiegsluke dann ja eigentlich nach innen auf. Die Verriegelung mußte man manchmal schon aufhämmern (die Zurrstange half, denn das Werkzeug war ja normalerweise draußen in der Fahrer-EWZ-Kiste), wenn die Notausstiegsluke lange nicht genutzt wurde und alles festsaß. An das Buddeln/Ausheben eines extra Grabens zu diesem Zweck kann ich mich nicht erinnern. Aber die alte Version hatte ja noch gut über 40 cm Bodenfreiheit.
Ich glaube, mich dunkel zu erinnern, dass wir das Aussteigen "nach unten" sogar mal aus dem (sehr langsam) fahrenden Pz geübt haben. Einmal an der Uffz.-Schule und evtl. sogar nochmal in der Truppe haben wir das mal scharf geübt. Kann aber auch sein, es war doch nur an der Uffz.-Schule, bin mir da leider heute nicht mehr sicher. Aber mindestens einmal bin ich da jedenfalls unten bei rollendem Pz raus in meiner NVA-Zeit.
War wirklich nur echtes Schneckentempo, fester und ebener Boden, und selbstverständlich durfte der (immer gut handselektierte) Fahrer dabei nicht lenken. Der Notausstieg war ja doch schon recht weit links in Kettennähe. Irgendwelches Gebamsel, mit dem man hängenbleiben konnte, durfte man da nicht mit rausnehmen. Und wie Dirk oben schrieb, den Kopfhaubenstecker gut verstauen (vlt. haben wir das zur Sicherheit sogar ohne Sprechgeschirr gemacht, das weiß ich heute nicht mehr). Und natürlich mußte ein Offz. immer drunter schauen und zur Not sofort Stop-Befehl geben. Sah halt schon bedrohlich aus, wenn das grüne laute Monster über einen hinwegglitt, aber Pz.-Männer waren ja (fast) immer schlank, nicht wahr? Beim AM2 ging das Ausbooten aus dem fahrenden Pz wegen der fehlenden Bodenfreiheit dann wohl gar nicht mehr.
Eine andere solche Gruselübung, bei der man auch vom Pz. überrollt wurde, war die auf dem Nahbekämpfungsplatz gleich neben der Kaserne. Da saß man in so einer senkrecht eingegrabenen Betontonne in der Erde, der Pz fuhr drüber (natürlich ohne Drehen), und dann mußte man eine Pseudo-Pz.-Handgranate oder einen sim. Brandsatz hinten auf den Triebwerksraum werfen. Das haben wir im MSR-16 auch gemacht, daran kann ich mich noch ganz sicher erinnern. Da war KC B. Herzig dabei und hat das angeleitet. Das mit der Tonne werden die "Mucker" aber wohl auch dort geübt haben.
Ist schon ein Unterschied, ob man das mal im Fernsehen "im Russenfilm" sieht oder ob ein echter Pz über einen fährt, aber die Panzerei war ja nun mal ohnehin nichts "for the faint-hearted".
Das würde ich auch sagen, das der Ausstieg sehr nahe an der linken Kette war. Also wenn ihr da wirklich aus der langsamen Bewegung raus seit, kann man froh sein dass nichts passiert ist. Sehr verantwortungslos von dem, der den Befehl gegeben hat. Hätte auch nichts gebracht, der Fahrer musste dann ja drin bleiben. Also konnte die Übung nicht abgeschlossen werden. Oder Ihr ward Uschis und der Fahrer BU. Dann war es in der Schule.
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Kann schon sein, Dirk, dass das wirklich nur an der U-Schule war (ich war an der Kurt-Bennewitz in Delitzsch), und der Sinn der Sache im E-Fall hat sich mir bis heute auch nicht so recht erschlossen. War wohl eher so als gefechtsnahe Übung zum Abhärten gedacht.
Der Fahrer sollte in der Theorie Handgas am Zahnritzel einstellen und als letzter raus. Aber ich meine auch, da bei dieser Übung blieb der immer drin. An der Uffz.-Schule waren die Pz.-Fahrer in der Tat alle BUs, und leider auch fast alle durch die Bank weg Alkoholiker. Ob die nun so viel besser waren als unsere LG-Fahrer vom 3.Zug in der Truppe, das wage ich mal zu bezweifeln.
Das mit dem Überfahren auf dem Pz.-Nahbekämpfungsplatz müßtet Ihr aber auch mal gemacht haben.
Kenne ich als Mucker auch, dann war noch die Kür mit der Zeltplane. Von der Ruine auf den fahrenden Panzer springen, und dann die Winkelspiegel abdecken. Wozu auch immer. Nicht zu vergessen der Wurf mit den vom Nonn Fritz gesammelten ( brennenden )Schnapsflaschen
'Jungs, werft sie nicht immer aus dem Fenster, stellt sie heimlich vor meiner Tür ich schau auch nicht wer. Kann sie für Panzerbrand....(weiß ich nicht mehr, lang lang ists her )gebrauchen.
-------------------------------------------------- Der Schmerz vergeht, aber der Stolz bleibt.
Eine differenzierte Ausbildung zur Nutzung der Laserwarnanlage gab es nicht, da nach meinem Kenntnisstand der Einsatz nur in Verbindung mit der Nebelwurfanlage Sinn gemacht hätte, um die Lasermarkierung zu unterbinden. Der Einsatz der Nebelwurfgranaten waren jedoch aus Umweltschutzgründen nur im Ernstfall erlaubt.
Ansonsten konnte jeder in der Ausbildung die Kommandantenrichtanlage nutzen, unter Beachtung der Si-Bestimmungen. Es hatte einige vom Panzer geweht, als sich der Turm plötzlich drehte.
Das mit den Nebelgranaten ist ein wichtiger Hinweis, Bernd. Beim SPz BMP-1 1P wurde ja bei der Modernisierung dann endlich auch eine Verschusseinrichtung für Nebelkörper am Turm installiert. Herzliche Grüße
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!