Ich meine wir waren damals gut für den Winter ausgerüstet....so von wegen Bekleidung. Und das Regiment hatte ja die Angewohnheit seine Batallione regelmäßig im Winter zu Übungen nach Nochten zu schicken - in der Regel so um die 15 - 20 Grad unter null. Ich weiß noch meine erste Nacht im ersten Winter in Nochten auf dem Truppenübungsplatz - als Truppführer halbes Jahr in der Truppe die erste Nacht im LO in der Fahrerkabine - am nächste Früh dachte ich meine Füße sind abgefrohren. Ich hab mich belehren lassen von älteren Genossen und die darauf folgende Nacht auf der Ladefläche des LBT LO geschlafen - drei Decken, Stiefel aus und eine Decke noch um die Füße - und ich war am nächsten morgen fit fürs "Gefecht"
Ich denke auch, dass die Wintbekleidung gar nicht mal so schlecht war. Nicht optimal aber gut.
Natürlich sollte man so eine Beurteilung immer in eine konkreten Zeiteinordnung, sprich den Stand zu unserer damaligen Dienstzeit, einordnen.
Auch ein Vergleich von Technologien heute und damals würde hinken.
Was ich mir damals gewünscht hätte, wären besseres Schuhwerk, vernünftige Handschuhe, ein nicht ausgeschnittener Winterpullover und eine Wollmütze gewesen.
Mal sehen, was ihr noch so schreibt.
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Ja war nicht so schlecht die Ausrüstung, wenn sie nicht ein gewisses Alter überschritten hatte. Im Januar 1987 bekam die 12.PK zusätzlich noch Filzstiefel für den Einsatz in der Kohle. Filzstiefel gehörten ja nicht zur Grundausstattung der AA.
________________________________________________________________________________________________ Ihr sind nicht hier um Eueren Dienst zu machen, ihr wollt mir einen reindrehen! (Major Karl, Panzerstab)
Pelzmütze und Wattekombi über die Winterdienstuniform waren einwandfrei. Es gab noch dazu einen Wollschlauch für den Hals und Kopf, hatte einen bestimmten Namen den weiß ich leider nicht mehr. Es gab auch einen wärmenden Spruch " Ein Deutscher der friert nicht, der zittert bloß vor Wut weil es so kalt ist"
2x Reservistendienst im IB11 06/79-08/79 03/84-05/84
also da kann ich als ehem. Panzermann schon so Einiges zu schreiben. Auch wenn das vielleicht nicht jedem gefallen wird. Aber ich versuche mal, meine Emotionen im Zaume zu halten und das alles so nett zu formulieren, dass es nicht gegen irgendwelche Forenregeln verstößt.
Persönlich habe ich zwei sehr harte Winter im MSR-16 miterlebt, einmal auf einer Übung Anfang 1985 und dann nochmal im Februar 1986, die letztere war in Nochten. Zu der ersten Übung habe ich bei meinen Anekdoten hier schon mal etwas geschrieben und muss das deswegen nicht weiter ausführen. Dieser Winter war schon entsetzlich kalt. Wir kamen mit der Winterausrüstung klar, aber so wirklich begeistert waren wir davon auch nicht. Ich schließe mich Frank an, bessere Stiefel, ein besserer Pullover und bessere Mützen und Handschuhe hätten hier schon einen großen Unterschied gemacht.
Die andere im Februar 1986 war aber deutlich krasser. Da gab es einen plötzlichen Kälteeinbruch, auf den niemand so recht vorbereitet war. Gemessen wurde (offiziell) wohl so etwas um die -28 Grad Celsius, gefühlt war das aber nochmal viel kälter wegen des ständigen Windes. Die Temperaturen brachen völlig unvermittelt von vlt. so minus 10 Grad auf weniger als besagte -28 Grad ein. Wir waren da im Feld, ca. 2 Wochen draussen, ohne irgend eine Möglichkeit, mal irgendwo reinzugehen und sich wieder aufzuwärmen. Ich kann nur sagen, wer das nicht selbst erlebt hat, der macht sich da keine Vorstellung von. Der Panzer hatte nur einen Vorwärmer für den Motor (genauer, um die Viskosität des Schmieröls zu senken, so dass es überhaupt floss), aber keine Heizung für die Besatzung. Wir froren alle wie die Schneider, und unser KC Oltn Herzig erlaubte, dass ein zentrales Lagerfeuer für die wachfreien Leute in der Kompanie entfacht werden konnte (was übrigens streng verboten war), damit es hier keine Eisleichen gab. Wenn man dem Feuer zugewandt war, dann froren einem hinten die Nieren ab, und wenn man dem Feuer abgewandt war, dann froren einem vorne die Hände ab.
Bei so extremen Temperaturen kam die Winterbekleidung der NVA (zumindest für die Uffze und Soldaten) dann doch schon an ihre Grenzen. Ich will sie auch nicht schlechter reden, als sie war, ich bin auch bei Frank, was Vergleiche zu heutigem High-Tech-Survival-Zeugs mit Hyper-Schäumen und Nanopartikeln für Himalaya-Expeditionen für Superreiche angeht, das verbietet sich ganz klar, aber man muss auch die Tatsachen nennen dürfen. Ich habe da bei der Übung ja auch mal für Besprechungen in das Offizierszelt schauen können, und da waren ordentlich vom Boden abgesetzte Liegen, mehrere Graudecken pro Person und vernünftige Mumienschlafsäcke und dazu noch Sirokko-Heizungen zu sehen. Kinder, das hatten wir einfache Dienende aber alles nicht! Egal, ob nun toller 3-Jahres-Uffz. oder nur Soldat im GWD.
Unsere Überlebensstrategie in diesem Winter Anfang ´86 bestand darin, dass wir einfach alles übereinander anzogen, was wir mithatten. Also jeder 2 oder 3-mal lange Unterwäsche, darüber der Trainingsanzug, der auch nicht sehr dicke Pullover mit dem schon zu Recht bemängelten unsinnigen V-Ausschnitt, und dann erst die Uniform (Winter) und die Watte-Kombi, die in der Tat nicht so schlecht war. Die "Oma" half auch ein wenig, aber nicht viel. Gott sei Dank hatten wir da auch schon die Filzstiefel, aber die Füße wurden trotzdem kalt. Ein großes Problem waren die Handschuhe, die taugten überhaupt nichts für den Panzerdienst, durch das ständig notwendige Anfassen des stählernen Ungetüms und die permanente Auskühlung des ganzen Körpers (der durchblutet nämlich in solchen Notsituationen die lebensnotwendigen inneren Organe bevorzugt und lässt unwichtige Dinge wie Arme und Beine dann einfach weg...) habe ich mir da Erfrierungen zweiten Grades an den Händen zugezogen. Die Finger waren schon lila, aber noch nicht schwarz.
Die Übernachtungen in unserem Zelt überstanden wir alle nur, weil wir bei Winterübungen grundsätzlich immer unseren Privatkram mithatten. Jeder hatte seine eigene Lumatra und seinen eigenen Schlafsack, und unter die Schlafstellen packten wir erstmal eine 30 cm bis 40 cm dicke Schicht aus Reisig und Geäst aus dem Wald zur Isolierung. Die Offiziere mochten diese quietschbunten und unmilitärisch anmutenden "Zigeunerlager" zwar nicht, sie tolerierten sie im Pz-Btln. bei uns aber alle, weil sie die harten Realitäten anerkannten und keinesfalls irgendwelche Eisleichen am nächsten Morgen haben wollten. Anders wäre das alles auch gar nicht gegangen, da herrschte weitgehender Konsens. Nun gut, es gab da so einen "Polit", der war anderer Meinung, aber das führe ich hier jetzt nicht weiter aus, "wägen Rägeln". Frank und Schochi werden mich verstehen.
Wie ging diese Klirr-Frost-Geschichte aus im Februar 1986? Nun, leider sehr, sehr traurig. Es gab zwei Kältetote, nicht bei uns in der Kompanie, aber in einer anderen Einheit, die an der Übung teilnahm. Ich weiß auch nicht, ob die von unserem Regiment waren. Das waren zwei Artillerieleute, die mussten nachts in irgendeinem Graben Wache schieben, und die Ablösung hatte sie dann früh erfroren aufgefunden. Das Ende vom Lied war, dass dann der Minister persönlich (zu dieser Zeit schon Heinz Keßler, der ja den General Heinz Hoffmann im Dez. ´85 abgelöst hatte) diese Übung abbrach, um noch Schlimmeres zu verhindern. Es wurde die Rückverlegung aller Einheiten in die Standorte befohlen. Aus alten Briefen entnahm ich, dass wir am 27.2.1986 mit unseren 3-Sterne-Gefrierschränken wieder im Regiment eintrafen. Meine Finger waren noch längere Zeit in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, im Med.-Punkt wurden mir o.g. Erfrierungen auch attestiert, aber nach einigen Tagen verschwand Gott sei Dank die lilane Färbung, und nach einigen Wochen war, mit etwas verordnetem Schonprogramm, auch alles wieder OK mit meinen Händen. So weit also meine Ausführungen und Erfahrungen zum Thema Winterbekleidung der NVA und deren Tauglichkeit. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: für moderat kalte Winter OK, für WIRKLICH harte Winter unzureichend.
Olaf ich versichere dir, ein Schneider friert nicht....mehr! Damals aber schon. Ja ich kann mich auch noch an den Februar 86 erinnern. Absolute Katastrophe! Posten am KDL haben stündlich gewechselt.
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Die Kälte hat allen zuschaffen gemacht ,die persönliche Ausrüstung hat einigermasen geholfen aber auch die Versorgung der Soldaten stand im Vordergrund ich war zu diesen Zeitpunkt Kochgruppenführer im AB 11, Major Schneider hat mir die Hölle heis gemacht wenn nicht ständig Tee ,Suppe und heise Knacker da waren. Rund um die UHr haben wir die Versorgung aufrecht erhalten, sind auch im stehen an der Feldküche eingeschlafen .Aber wir leben noch
Ein Nachtrag Bei bestimmten Einsatzlagen gab es für alle bestimmte Zulagen z.B Zulage 110 dort wurde der Verplegungssatz erhöht Wir waren in Zwickau im BW dort wurde die Zusatzversorgung ausgegeben leider kann ich mich nur noch an einige Teile erinnern pro Person gab es Bitterschokolade, Zigaretten Juwel 72 und Kuba Orangen
Ja, Frank, die oben von Dir aufgeführten Punkte zur geplanten Ergänzung der Winterbekleidung um Thermounterzieher + Schlafsack auch für die "Normalos" ab 1990 zeigen ja, dass man offenbar auch aus solchen Katastrophenwintern wie 1985/1986 gelernt hat, auch wenn es aus bekannten Gründen dann nicht mehr umgesetzt wurde.