Ich liebe immer diese Fachausdrücke wie "...mußten wir an der Straße mit Blumen stehen und winken". Betonung liegt auf mußten - waren wir als Blagen nicht froh wenn solche Winktage angesagt waren statt Unterricht?
Aber um noch mal aufs Thema zu kommen - so wage erinnere ich mich an ein Seminar während meines 3-monatigen ML Studiums an der FDJ ZR Schule in Weimar 86, da hat irgendjemand aus unserem Seminar in der Diskussion das Stichwort Tschechei 68 gebracht - in welchen Zusammenhang weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hat unsere Seminarleiterin die Diskussion dazu relativ schnell abgewürgt mit den üblichen Schlagworten vom Imperialismus inszinierter und finanzierter Putschversuch, der ohne den Einsatz der Sowjetunion die soz. Gesellschaftsordnung hätte zerschlagen können und so das übliche Geschwafel, am Ende des Unterrichtstages standen wir 8 Seminaristen dann beim Schulleiter stramm und mußten uns das gleiche anhören mit der Frage ob wir auch von den Imperialisten bezahlt wurden und die soz. Gesellschaftsordnung in Frage stellen.... Da war erstmal Muffensausen angesagt und am Abend des Tages in der Kellerbar der Schule hat sich der Schulleiter an unseren Tisch gesetzt und beim Bier dann gestanden, daß er so ansich auch keine anderen Erklärungen zum Thema geben könne und wir den "Anschiss" vom Nachmittag nicht ganz so tragisch sehen sollten er müsse dies tun. Was da alles in diesem Zusammenhang noch besprochen wurde weiß ich nicht mehr, nur noch, daß wir uns alle - einschl. Schulleiter einig waren, dass das Militär hätte nicht sein müssen.
Im nachhinein ist auch nie was aus Richtung FDJ, Partei oder MfS gekommen.
Ich habe mich damals gefreut, den sowjetischen Sodaten zu zuwinken. Das ist vollkommen klar.
Wie hätte ich als kleiner 10-jähriger Bengel auch anders handeln können? Ich war so erzogen und es war doch ganz normal für mich und ich war bestimmt auch stolz....
Frank
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Hallo Leute, möchte heute den Anfang machen und über meine ErlebnHauseisse an den Sommer 1968 berichten. Die hohen Chefs hatten sich für meinen Jahrgang an der Offiziersschule was Besonderes einfallen lassen, bevor wir zum Offizeir ernannt wurden: ein Praktikum von vier Monaten in der Truppe als Zugführer von Juni -September. Am Sonntagmorgen, den 21.07.1968, wurden alle Außenschläfer mittels stiller Alarmierung ins Objekt befohlen und im Kinosaal versammelt. Der damalige StKA Major Walther erklärte uns, wir würden an einer zweiseitigen Übung im Rahmen des Warschauer Vertrages teilehmen und wir konnten nochmal für 2 Stunden nach Hause und persönliche Sachen für 2-3 Wochen holen. Inzwischen wurde die Gefechtstechnik abmunitioniert und alle Technik erhielt einen weißen Längsstrich. Gegn 15.00 Uhr bei schönsten Sonnenschein rollte das MSR-17 durch Halle, zum Staunen der Spaziergänger, über die Giebichensteinbrücke, an der Saale entlang Richtung Thüringen. Die Kettentechnik folgte im ETM. Die MSB hatten noch SPW 152 und das PB T34/85. Wir bezogen im Raum Kahla Unterbringungsräume, diese waren stark bewaldet, so dass die Zelte in den Schneisen aufgestellt wurden, was sich besonders negativ für die "Mucker" auswirkte, denn es regnet fast täglich und dann lief das Wasser als Sturzbach durch das Lager. Das hatten wir nach ein paar Tagen in Griff und es zog so was wie Alltag ein. Wir machten Gefechtsausbildung auf den abgeernteten LPG-Feldern und zweimal am Tag Politinstruktion. Es gab eine "Manöverzeitung", in der von Tag zu Tag das "Problem Prager Frühling-Konterrevolution" zu nahm. Anfang August fand eine Offiziersversammlung statt. Hier wurde uns die politische Lage in der CSSR erleutert, das das Manöver abgesagt sei und ein eventueller Einsatz gegen die "Konterrevolution", bei Ersuchen durch die Führung der CSSR, geplant sei. Daraufhin wurde bis zu 4 mal am Tag Polit gemacht unter Verwendung einer eigens hergestellten Zeitung bzw. von Handzetteln. Soweit für heute. Wolfgang
Hallo Leute, hier nun Teil 2 meiner Erinnerungen an den Einsatz 1968. Anfang August erfolgte die Ausgabe des Kampfsatzen an Schützenmunition an Mann. Die Gurtkästen für das MG auf den SPW's wurde verplombt in die Halterung gesteckt, die Handgranaten und RPG-Granaten blieben in den Kisten und wurden vor den Hecktüren der SPW's gelagert. Jeder wurde unterschriftlich über das Verhalten belehrt. Am Sonntag, den 19.08.1968 wurden wir alamiert und erhielten eine nochmalige Erläuterung zur politischen Lage und das die Regierung der CSSR den Warschauer Vertrag um Hilfe bei der Niederschlagung der Konterrevolution ersucht hätte. Dann wurde das Lager abgebaut und die Marschbereitschaft hergestellt. Es wurde Marschverpflegung ausgegeben und die Offz. erhielten eine grobe Marschroute. Dann erfolgte das Aufstellen des Marschbandes, vor jedem MSB eine PK und bei schönstem Sonnenschein stzten sich die Kolonnen gegen Mittag in Bewegung. Die Anteilnahme der Bevölkerung wae sehr groß. Es standen viele Menschen an den Marschstrassen, viele Ältere hatten Tränen in den Augen,wünschten uns alles Gute, das wir nicht in einen Krieg ziehen müssen und eine gesunde Wiederkehr. Sie teilten den Sonntagskaffee und -kuchen mit uns. Immerwieder während des Marsches gab es Geschenke, Essen und Trinken, Tabakwaren, aber auch Alkohol. Die Stimmung in der Truppe war sehr angespannt, denn es wußte ja keiner was uns genau erwartete. Das Marschtempo war nicht hoch und es gab viele Halte. Durch die Instandsetzungseinheiten wurden große Leistungen vollbracht. So wurden z.B. ausgefallene Panzer nach der Reparatur mit Tiefladern auf Nebenstrassen wieder zu den Marschkolonnen gefahren. Unser Marschweg führte leider auch über das "Schleizer Dreieck" welches erst kurz vorher für ein Rennen präpariert worden war. Jeder kann sich sicher vorstellen, wie die Fahrbahnen nach dem Befahren mit Kettentechnik aussahen.Bei Einbruch der Dunkelheit waren wie bis in die Gegend von Adorf gekommen. Hier kam der Befehl im Wald links und rechts der Marschstrasse unterzuziehen und Wachen auszustellen. Am nächsten Morgenwurden die Unterbringungsräume präzisiert und bekannt gegeben, das die NVA erstmal nicht auf dem Gebiet der CSSR eingesetzt wird. Trotzdem war die Stimmung sehr angespannt und es verging fast keine Nacht ohne Schießereien durch die Wachtposten. Soweit für heute! Wolfgang
wie hast du dich damals gefühlt? Hattest du Angst, dass etwas passiert, was du nicht unter Kontrolle hast? Ich glaube, ich hätte schon Angst gehabt, vor allem durch die Unsicherheit und Ungewissheit.
Habt ihr die Schießereien aufklären können? Ich habe schon oft gehört, dass dort einfach aus dieser Angst heraus geschossen wurde....
Frank
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Hallo Frank, wie wir bzw. ich mich damals gefühlt habe? Die Ereignisse sind so lange her! Natürlich dachten wir, an einer richtigen Sache mit zuwirken und der Befehl wurde nicht in Frage gestellt. Angst hatte ich nicht, eher die Unruhe, in unklare Situationen zu kommen und dann Entscheidungen treffen zu müssen. Dazu kam, besonders auch bei der Truppe, Wut, weil wir schon über 4 Wochen im Felde waren. Denn es gab ja keinen Ausgang und Urlaub. In der ganzen Zeit war ich einmal für paar Stunden bei meiner Familie. Apropo Familie: Hier sah sich die Armeeführung gezwungen, den Berufssoldaten ab August Wehrsold auszuzahlen. Damals hatte niemand ein Gehaltskonto, sondern das Geld wurde bar an jeden ausgezahlt. Mancher Familienvater "vergaß" leider, der Familie Geld nach Hause zuschicken, was zu massiven Beschwerden durch die Ehefrauen führten. So erhielten alle an den Maßnahme eingestzten Berufskader Wehrsold ( 180,00 MDN bekam ich) und der Rest wurden den Frauen in der Kaserne ausgezahlt. Dadurch kam es zu einigen Ehestreitereien, weil manche Frauen nun die wahre Höhe der monatlichen Bezüge kannten. Die Schießereien der Wachtposten waren natürlich auf die Angst und die Ungewissheit der weiteren Handlungen zurück zuführen. Zum Glück ist dabei kein Mensch zu Schaden gekommen. Insgesamt muß man sagen, das in dieser Zeit (Kampfsatz am Mann) die Disziplin in der Truppe sehr gut war. Es gab spontane Erklärungen durch die "EK's" solange zu dienen, wie die Notwendigkeit bestandt. Das war durch keine "Rothose" ins Leben gerufen, obwohl mindestens zweimal am Tag Politinstruktion stattfand., Ansonsten harrten wir der Dinge. Nach einiger Zeit wurden danm bekannt gegeben, das die 11.MSD als 2. Staffel eingesetzt ist und nicht in der CSSR eingestzt wird. In dieser Zeit erschoß ein "Mucker" eine Kuh, aber dazu schreibe ich bei Gelegenheit in der Rubrik "Anekdoten". Anfang September kam der Befehl, den Kampfsatz einzuziehen. Zuerst wurden die gefüllten Magazine in Kisten auf den Fahrzeugen gelagert, danach wurden diese entladen und die "Mumpeln" auf die Munitionsfahrzeuge verladen. Danach ließ die Disziolin merklich nach. Es gab viel Langeweile und viele unser "Mucker" bauten familiäre Beziehungen zur Zivilbevüölkerung in den umliegenden Orten auf. Sie wurden zum Essen eingeladen und gekamen viele Dinge geschenkt, wie Öfen, Einrichtungsgegenstände, Decken usw. Die Vorbereitung der Technik auf die Winterperiode wurde durchgeführt. Ende September war das Praktikum zu Ende und es ging zurück an die OS Löbau. Nach bestandener Prüfüng wurden wir zum Offizier ernannt. Die Truppen machten in dieser Zeit ihre Unterkünfte winterfest. Es wurden Erdgruben ausgehoben mit Holz verkleidet, Schlafpritschen gebaut und alle "Unterkünfte" erhielten Öfen. Als alles fertig war, kam der Befehl zum Abbau und der Verlegung in die Heimatstandorte. Soweit für Heute. Bin ein paar Tage in der Klinik, melde mich dann wieder! Viele Grüße Wolfgang