da sieht man mal wieder, wie die Zeit vergeht. Zu meiner Dienstzeit wurde noch gebaut, auch wenn Werner Tübke schon fleißig malte. Die Klimaanlage soll wohl noch nicht funktioniert haben und so gab es Probleme mit der Ausdehnung der Leinwand bei Temperaturschwankungen. Herr Tübke hatte ja viele Helfer und Kollegen, von denen er einige verschlissen haben soll, so erzählte man damals! 1996 war ich mal drin und habe es mir angesehen und gestaunt. Ist auch schon wieder eine Weile her.
________________________________________________________________________________________________ Ihr sind nicht hier um Eueren Dienst zu machen, ihr wollt mir einen reindrehen! (Major Karl, Panzerstab)
Naja, sagen wir es mal so: bischen bekannter könnts schon sein. Ich denke nur dran als ich vor zwei Jahren nach BFh gefahren bin und auf meiner Dienststelle in Brandenburg a. d. Havel erzählt habe, dass ich mir das Panorama Museum mit dem Gemälde von Prof. Tübke anschauen will, da wußte von den Mädels keines wovon ich sprach (nur am Rande erwähnt). Mein Gastwirt in BFh hat mit den Tip gegeben mir die Führung zweimal an zu tun - und ich tat es - und ich habe zwei verschiedene Erläuterungen gehört. War echt ne interessante Sache.
Folgende Schilderungen aus seinen persönlichen Erinnerungen hat uns Juergen Hartmann zur Verfügung gestellt, welche ich hier mit seiner freundlichen Genehmigung und in seinem Auftrag in diese Thema einstelle.
Zum Panorama in Bad Frankenhausen
Ich hatte die Moeglichkeit und das Glueck, von 1982 bis 1986 als Stellvertreter des Kommandeurs und Stabschef, spaeter als Kommandeur des Mot - Schuetzen - Regimentes - 16 (MSR) in Bad Frankenhausen meine Aufgaben mit unseren Armeeangehoerigen und Zivilbeschaeftigten zu erfuellen. Eine sehr interessante, erfolgreiche - eben - eine gute Zeit.
In diese Zeit fiel auch der Bau durch viele Firmen aus dem Territorium und dem damaligen Kreis Artern, die Ausgestaltung und die kuenstlerische Arbeit von Prof. Werner Tuebke am Monumentalbild des Panoramas auf dem Schlachtberg in Bad Frankenhausen. Der Direktor des Panoramas damals war Horst Mueller und sein Stellvertreter war Harry Naumann. Beide waren fruehere Lehrer und wir hatten sowohl zu ihnen, ihren Mitarbeitern als auch zu vielen anderen Betrieben und Einrichtungen des damaligen Kreises Artern ein sehr gutes Verhaeltnis, das vor allem vom Miteinander lebte. Das Gegeneinander kannten wir nicht. Sie waren wie man im Volksmund sagte und sagt, so richtig Feine Kerle. Beide hatten auch zu den Kuenstlern, die mit Prof. Werner Tuebke arbeiteten, ein gutes Verhaeltnis bzw. beherrschten sie die Kunst, mit eben diesen Kuenstlern zurechtzukommen, was wohl nicht immer soooooooooooooooo einfach war.
Zu Beginn der kuenstlerischen Arbeit konnte Werner Tuebke auf 16 Kollegen / Maler / Kuenstler zurueckgreifen. Bis zum Ende hat mit ihm gemeinsam ein Einziger Maler durchgehalten. Prof. Tuebke hatte waehrend der Arbeiten am Bild ein sehr hohes Mass an Disziplin, einschliesslich Selbstdisziplin verlangt und vorgelebt. Das schaffte dann evt. auch Reibereien und Widerspruch. Oft wenn im Panorama jedwede Schwierigkeiten auftraten, wurden wir im Regiment, d.h. einer aus der Fuehrung des Regimentes angerufen bzw. besuchten uns die Kollegen des Panoramas und baten um Hilfe. Wir , die Fuehrung des Regimentes waren Oberst Waldemar S. als Kommandeur mein Vorgaenger, Stellvertreter fuer Politische Arbeit Maj. Hubert S., Stellvertreter fuer Ausbildung Maj. Karl Heinz B., Stellvertreter fuer Rueckwaertige Dienste Maj. Jochen G., Stellvertreter fuer Technik und Bewaffnung die Majore Birger W. und Juergen I.
An Sorgen und Problemen im Panorama mangelte es nicht. Die Lueftung klappte nicht richtig, die Heizung war defekt , mit dem Wasser gab es Probleme oder was auch immer es war, wir versuchten zu helfen bzw. wir halfen. Natuerlich - ab und an auch ohne Genehmigung der Vorgesetzten unserer 11. Mot - Schutzen - Division (MSD) in Halle. Sicher war das nicht ganz korrekt aber es ging ja um UNSERPANORAMA.
Im Volksmund hiess und heisst es evt. auch noch heut - Elefantenklo.
Als "Gegenleistung" fuer unsere Hilfe konnten wir uns ab und an mit und ohne Gaeste des Regimentes vom Fortgang der Arbeiten am und im Panorama persoenlich ueberzeugen. Auch das war sehr aufschlussreich und hochinteressant. Damit hatten wir die Moeglichkeit, das Panorama als Rohbau, mit fertiger Innenausstattung, ohne Leinwand, mit Leinwand, mit den ersten Konturen der Figuren mit schwarzer Tusche auf die weisse Leinwand gezeichnet, mit den ersten Farbgebungen bis hin zur fertigen Bildgestaltung zu erleben. Diese Entwicklung vom Beginn bis zum Ende eines solchen Kunstwerkes verfolgen zu koennen war eine tolle Geschichte fuer uns und in Erinnerung ist es dies bis heut. Eine Episode unserer Hilfen war das Anbringen der Leinwand, die die Ausmasse 14 x 123 m hat. Diese Leinwand kam, in einem Stueck gewebt, aus Tula in der UdSSR, aus der Nahe von Moskau, konkret 120 Km suedwestlich Moskau. Es gab in der DDR keine Weberei die so eine Leinwand haette produzieren koennen. Die Leinwand wurde angeliefert und niemand wusste, wie man diese ohne sie kaputtzumachen, anbringen konnte.
Zum Befestigen der Leinwand gab es im unteren und im oberen Bereich einen Metallring. Das Einziehen der Leinwand in den unteren Ring war recht einfach. Aber wie die Leinwand nach oben ziehen und in den oberen Ring einziehen? Die glorreiche Idee kam von den Kollegen des Panoramas. Wir stellen im Umkreis von 123 m auf jeden Meter eine Person und ziehen auf Signal / Kommando - die Leinwand ca. 40 bis 50 cm nach oben. Die Leinwand durfte nicht reissen. DAS war DAS ZIEL. Dann waere der gesamte bis dato geleistete Arbeit umsonst gewesen und der aufgestellte Zeitplan durcheinander geraten. Was lag hierbei naeher als im Regiment, das den Namen des Antifaschisten Robert Uhrig trug, anzurufen und um 123 Mann zu bitten, die diese Aufgabe dann mit Bravour erfuellten.
So war es auch. Unsere kaserniert untergebrachten Soldaten und Unteroffiziere auf Zeit waren sehr froh, dem Soldatenalltag auf diese Art und Weise etwas Bereicherung verschaffen zu koennen und am Ende der Arbeit gab es ja dann die Moeglichkeit, ein Bier zu bekommen. Als Dankeschoen der Mitarbeiter des Panoramas. Heut ruempft man darueber evt. die Nase. Damals , als wir bescheidener waren, hat es uns gefallen. Wie heisst es doch? Die Umwelt formt den Menschen - STIMMT 100% !!! Nach einer Probe fuer die ersten 2 Meter Hoehe und wieder Absenken, ging es dann an die Verwirklichung. Es klappte !!! Nach ca. 2 Stunden Arbeit war die Leinwand Oben angekommen und - hielt. Die Leinwand konnte ab diesem Zeitpunkt von den Kuenstlern uebernommen und in des Wortes wahrer Bedeutung bearbeitet werden. Sie haengt noch heut und - wir freuen uns, geholfen zu haben.
Wenn ich es noch richtig in Erinnerung haben, haben sich in dem Gemälde sowohl Prof. Tübke als auch der letzte verbliebene Malerkollege als Teil der Figuren verewigt.
Zu meiner Zeit im Regiment hieß es immer nur: "Der Tübke hat wieder einen seiner Maler verschlissen". Einer? Viele! Ich war genau vor 20 Jahren das letzte mal drin. Aber so ein Bild bleibt in Erinnerung und was noch wichtiger ist, es hängt noch!
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