Putin für Schaffung von privaten Militärunternehmen Privatarmeen auf dem Vormarsch Russischer General: Privatarmeen sind bereits Realität
Dem Premier und designierten Präsidenten Russlands Wladimir Putin zufolge könnten russische Privatarmeen für Einsätze im Ausland entstehen.
In einigen Ländern gibt es bereits derartige Privatarmeen. Für Russland wäre so etwas aber ein Novum.
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Der Duma-Abgeordnete Alexej Mitrofanow (Gerechtes Russland) fragte Putin am Mittwoch, nach dem Bericht des Premiers über die Regierungsarbeit im Parlamentsunterhaus, ob private Armeen nicht das internationale Ansehen Russlands fördern könnten.
Putin wusste diese Initiative zu schätzen und ergänzte, dass eine Arbeitsgruppe gebildet werden könnte, um sich mit diesem Thema zu befassen.
Lassen Sie uns solche Erfahrungen anderer Länder analysieren und uns vorstellen, wie diese Idee in Russland umgesetzt werden könnte.
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Erwähnenswert sind die Erfahrungen einiger afrikanischen Länder aus den 1960er Jahren, solche „indirekten Instrumente“ einzusetzen. Diese Zeit gilt als goldene Ära der Söldner. Auf dem Schwarzen Kontinent wären damals beinahe zwei „Halb-Piraten-Staaten“ entstanden: das kupferreiche Katanga, das sich von Kongo abgespaltet hatte und nur nach einem UN-Militäreinsatz wieder diesem Land angeschlossen werden konnte, sowie das nigerianische Biafra.
Die Kolonialisten, die in den 1960er Jahren Afrika verließen, brauchten dringend zusätzliche Kräfte zur Stabilisierung des Schwarzen Kontinents. Zunächst kamen europäische Söldner zum Einsatz, die von den afrikanischen Regierungen für den Kampf gegen „falsche“ Partisanen angeheuert wurden.
Bisweilen entwickelte sich die Situation umgekehrt. Die Söldner kämpften an der Seite der Rebellen und stürzten oft über Nacht legitime Machthaber. Manchmal endeten die Staatsstreiche in Konfusion: Als beispielsweise der französische Söldnerführer Bob Denard, eine der Legenden von Katanga, 1977 einen Putschversuch in Benin unternahm, hatten er und seine Kämpfer große Schwierigkeiten, aus dem Land zu fliehen. Auf den Komoren hatten diese Aktionen jedoch Erfolg.
Die Stützpunkte der afrikanischen Söldner lagen großenteils im „weißen“ Süden des Schwarzen Kontinents - in Rhodesien und Südafrika. Ausgerechnet dort entstanden nach der Verabschiedung der internationalen Konvention über das Verbot des Söldnertums erste westliche private Militärunternehmen in der Form, in der sie heute noch existieren. Dabei handelte es sich um Firmen, die mit afrikanischen Regierungen kooperierten und für die „systematische Förderung der Sicherheit unter schwierigen Bedingungen“ zuständig waren. Die wohl bekannteste von ihnen war das südafrikanische Unternehmen Executive Outcomes, das erst in den späten 1990er Jahren aufgelöst wurde - als Unternehmen, aber nicht als Gemeinschaft.
Mitte der 1990er entstand auf dem Weltmarkt der Privatarmeen eine neue Konstellation: Nach dem Kalten Krieg mussten in den Nato-Ländern zahlreiche Berufssoldaten ihren Dienst quittieren. Auch viele frühere sowjetische Soldaten, die in Afrika eingesetzt worden waren, kamen auf den Markt. Die Nachfrage nach privaten Militärunternehmen zog massiv an, nicht zuletzt weil in vielen Ländern im früheren Einflussraum der Sowjetunion blutige Konflikte oder sogar Kriege ausbrachen. Auch die afrikanischen Regimes begannen eine Neuaufteilung der Bodenschätze.
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Angessichts dessen ließen sich westliche Regierungen natürlich nicht nehmen, dieses Instrument für heikle Missionen in ihren früheren Kolonien einzusetzen. Der Markt wurde bestimmt von entlassenen Offizieren der britischen oder amerikanischen Streitkräfte, die enge Kontakte mit ihren Regierungen und Geheimdiensten unterhielten. Um diese Zeit entstanden massenweise neue Privatarmeen, die die Interessen der Industrieländer in vielen Konfliktgebieten weltweit vertraten.
Wenn die 1960er Jahre im Kongo als „Goldene Ära“ der Söldner gelten, dann können die frühen 2000er im Irak und Afghanistan durchaus als „Platinzeit“ angesehen werden. Der Tagessold eines Söldners lag damals bei 1500 bzw. 2000 US-Dollar, während die US-Soldaten etwa eine Woche brauchten, um eine solche Summe zu verdienen.
Seinen Höhepunkt erreichte das „Outsourcing“ während der zentralasiatischen Militärkampagnen in den späten 2000ern, als die zuständige Kommission des US-Kongresses herausfand, dass die Zahl der Söldner in den vom Krieg erfassten Regionen ungefähr der der Berufssoldaten entsprach, die im Grunde dieselbe Arbeit leisteten und aus „Dienstpflicht“ denselben Staub schlucken mussten.
Inzwischen kamen die westlichen Regierungen ohne die offiziell angeheuerten Söldner kaum noch zurecht. Manchmal wurden ihnen sehr heikle Aufträge in unterschiedlichen Konfliktgebieten gegeben. Zuletzt kamen private Militärfirmen im vorigen Jahr in Libyen zum Einsatz, wo sie für die Nato an dem Anti-Gaddafi-Einsatz teilnahmen.
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Damit ist die von Putin geäußerte Idee klar. In Russland müssten jedoch viele Nuancen berücksichtigt werden, damit sie erfolgreich umgesetzt werden kann.
Es geht dabei nicht einmal um die Lenkbarkeit der neuen Armee der ohnehin zahlreichen Ex-Militärs (zumal sie keine Beamten mehr sind). Wenn wirklich wichtige Regierungsinteressen auf dem Spiel stehen, dann regelt sich die Situation von allein.
Interessanter wäre die Entwicklung von privaten Streitkräften unter den spezifischen Bedingungen Russlands. Der heimische Markt ist ziemlich klein. Sie müssten sich russischen Großunternehmen anschließen - genauer gesagt staatlichen Energiekonzernen, die an der Sicherheit der Infrastruktur in ihren Fördergebieten (sowohl in Russland als auch im Ausland) interessiert sind.
Erwähnenswert ist in diesem Kontext auch die Idee einer eurasischen Gemeinschaft, was einen Wandel im GUS-Raum zur Folge haben könnte. Russland müsste dann seine Positionen in einigen Ländern im postsowjetischen Raum festigen, vor allem in Zentralasien und im Kaukasus (darunter in den nicht anerkannten Republiken Abchasien und Südossetien).
Noch könnten russische Söldner Aufgaben in Afghanistan finden. Angesichts der dortigen Quasi-Stabilität haben Moskau und die Nato dieselben Sicherheitsinteressen.
Ein offizieller Truppeneinmarsch in all diese Länder ist aus verschiedenen Gründen unerwünscht. Dank den Söldnern könnten aber viele heikle Situationen vermieden werden.
Nicht zu übersehen ist auch, dass dies eine Beschäftigungsmöglichkeit für viele Militärs wäre, die wegen der Armeereform entlassen worden sind.
Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.