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 Neues zum Militär und zur Militärtechnik
Bernd_650 Offline

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Punkte: 18.879

10.11.2011 18:43
RE: RUS-Militärreform-Zwischenbilanz 9-2010 Antworten

Quelle: Militärreform: Zwischenbilanz
© RIA Novosti. Vitaly Anjkov

SPW-70, Vorbereitung zur Wasserfahrt



15:13 28/09/2010
Ilja Kramnik, RIA Novosti
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Ein wichtiger Punkt der russischen Militärreform ist in der vergangenen Woche vereinbart worden.

Die erweiterte Sitzung des Kollegiums des Verteidigungsministeriums in St. Petersburg war der Bildung von neuen Militärbezirken und der Vereinigten strategischen Kommandos gewidmet. Im Mittelpunkt stand die Errichtung des Westlichen Militärbezirks auf der Basis der jetzigen Moskauer und Leningrader Militärbezirke sowie der Baltischen und der Nordflotte. Die Einzelheiten der Diskussion sind unbekannt, aber das Thema neue Militärbezirke ist ziemlich interessant.

Neue Militärbezirke: Beginn eines langen Wegs

Viele Experten zählen die Bildung der neuen Militärbezirke und der Vereinigten strategischen Kommandos zu den wichtigsten Ergebnissen der Militärreform, und das nicht umsonst. Die Reform der „klassischen“ Militärbezirke stand schon seit längerer Zeit auf der Tagesordnung, und erste Schritte zur Bildung von Strukturen, die den neuen vereinigten strategischen Kommandos ähnlich sind, wurden noch zu Sowjetzeiten unternommen.

Solche Strukturen, die übergreifend mehrere Truppenverbände verschiedener Teilstreitkräfte verwalten, sind die Basis der führenden europäischen und amerikanischen Streitkräfte. Außerdem gestatten sie effektiv abgestimmtes Handeln und eine Verkürzung des Kommandoweges im Gefecht im Vergleich zu der traditionellen Kommando-Stabs-Struktur.

Die Vereinigten strategischen Kommandos krönen die Hierarchie, auf deren unteren Stufe sich die operativen Kommandos befinden – Teilstreitkräfte übergreifende Vereinigungen, die die Truppen unmittelbar im Konfliktraum führen. Sie entsprechen ungefähr der früheren allgemeinen Armee. Und auf der untersten Stufe liegen Brigaden – die wichtigsten operativ-taktischen Formationen „neuer Art“.



Allein die Gestaltung nur eines „neuen“ Militärbezirks mit allen seinen Strukturelementen genügt aber nicht, um über die Reform zu urteilen. Erstens müssen zunächst alle anderen Militärbezirke und Strukturen der Vereinigten strategischen Kommandos entstehen. Zweitens muss eine gewisse Zeit vergehen, bis die neuen Vereinigungen mehr oder weniger gut funktionieren, bis gewisse Erfahrungen gesammelt und systematisiert worden sind, bis diverse Kooperationsmechanismen erprobt und bestimmte theoretische Schlüsse gezogen worden sind.

Diese oder jene Schlussfolgerungen sind nach den Übungen der kommenden Jahre möglich, nach denen das System in diese oder jene Richtung korrigiert werden kann. Ob die neue Kommando-Stabs-Struktur wirklich effektiv ist, wird sich bestenfalls erst in zehn bzw. 15 Jahren heraus stellen, wenn eine neue Generation von höheren Offizieren heran gereift ist, für die der Dienst in der neuen Struktur eine Selbstverständlichkeit ist. Natürlich ist das aber nur dann möglich, wenn die soeben begonnene Reform logisch und kontinuierlich abläuft, ohne dass es zu unerwarteten Wenden kommt.

Finanzfrage

Die erfolgreiche Finanzierung der Vereinigten strategischen Kommandos hängt von vielen Faktoren ab. Einer der wichtigsten ist die Finanzierung des Militärbedarfs. Am Vortag des Kollegiums hatte Präsident Dmitri Medwedew die Finanzierung des Staatlichen Rüstungsprogramms für die Jahre 2011-2020 in Höhe von 22,5 Billionen Rubel (1 Euro = ca. 41 Rubel) gebilligt, von denen mehr als 19 Billionen Rubel für den Bedarf der Streitkräfte und die restlichen Mittel für andere bewaffnete Strukturen bestimmt sind. Erwähnenswert ist, dass Anfang des Sommers die Summe von „lediglich“ 13 Billionen Rubel in Frage gekommen war, was nach Meinung von Vertretern des Verteidigungsministeriums äußerst wenig wäre.

19 Billionen Rubel sind eine Übergangssumme. Vor wenigen Monaten sprachen die Militärs von nahezu 36 Billionen Rubel, die sie in den kommenden zehn Jahren mindestens benötigen werden.

Die Zwecke, für die diese Gelder ausgegeben werden, sind im Allgemeinen bekannt. Vor allem geht es um die Aufrechterhaltung der Gefechtsbereitschaft der strategischen Nuklearkräfte und um die Erneuerung von Technik und Bewaffnung der Luftstreitkräfte und Luftabwehr. Auch die Marine soll neue Technik bekommen. Die Umrüstung des Heeres scheint jedoch in den Hintergrund verschoben getreten zu sein – somit müssen sich die Panzersoldaten und motorisierten Schützen wohl mit reparierter bzw. modernisierter Technik begnügen.

Dennoch dürfen auch diese Waffengattungen mit neuer Technik rechnen, vor allem mit Technik für Kommando- und Nachrichtensysteme, ohne die ein Zusammenwirken im Rahmen der neuen Teilstreitkräfte übergreifenden Vereinigungen unmöglich wäre.



Wenn man davon ausgeht, dass bei geringen Möglichkeiten etwas geopfert werden muss, dann scheint eine solche Herangehensweise richtig zu sein. Die Gefahr eines Landkriegs gegen einen starken und mit moderner Technik gerüsteten Gegner ist für Russland derzeit nicht aktuell, wenn man seine positiven Kontakte mit den stärksten Nachbarn, der Nato im Westen und mit China im Osten, bedenkt.

Die Gefahr von lokalen Konflikten an seiner südlichen Grenze, vor allem in Zentralasien, ist allerdings ziemlich groß. Für den Sieg in solchen Konflikten sind nicht neuste Panzer erforderlich, ein effektives und wirkungsvolles Truppenführungssystem, das die Verluste minimiert, ist dagegen unentbehrlich.

Wer ist schuld an der Tragödie von Buinaksk?

Das zweite Thema der Kollegiumssitzung war die Reaktion der Streitkräfte auf den jüngsten Terroranschlag in der Stadt Buinaksk (Dagestan). Noch vor der Sitzung war bekannt, dass die Militärbehörde Maßnahmen zum besseren Schutz ihrer Objekte plant. Nach der Sitzung führte Generalstabschef Nikolai Makarow diese Tragödie auf die „Unverantwortlichkeit und Nachlässigkeit mehrerer Militärs“ zurück. Ihm zufolge sollen die Schuldigen entlassen werden.

Die scharfe Reaktion des Verteidigungsministeriums ist absolut verständlich, aber die Entlassung von zuständigen Personen sollte erstens durch eine reale Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen begleitet werden, besonders in den südlichen Regionen, und zweitens durch eine Optimierung des psychologischen Klimas in den Reihen der Armee, damit diese Maßnahmen sich nicht zu punktuellen Kampagnen ausweiten.

Wer muss zur Armee?

In einem Gespräch mit Menschenrechtlern nach der Sitzung des Kollegiums wurde ein anderer äußerst wichtiger Aspekt der Militärreform besprochen: der Personalbestand der Streitkräfte – in den letzten Jahren ist das gar eine der schmerzhaftesten Fragen für Russland.

Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow musste zugeben, dass eine stärkere Einberufung von neuen Zeitsoldaten und -sergeanten derzeit aus finanziellen Gründen nicht möglich ist: Es ist einfach kein Geld da, um die Besoldung zu erhöhen. Dabei verzichten die Streitkräfte allerdings nicht auf die vermehrte Einstellung von Zeitsoldaten. Die Militärbehörde will sich aber mit dieser Frage befassen, nachdem die allgemeine Finanzlage im Land besser geworden ist, zumal die Armee nach der Versorgung mit neuer moderner Technik mehr qualifizierte Fachkräfte braucht. Diese Rolle sollen eben die Zeitsoldaten übernehmen.

Derzeit ist und bleibt eines der wichtigsten Probleme die Organisation des Wehrdienstes und der Gefechtsausbildung von Wehrpflichtigen, die der Armee nur ein Jahr zur Verfügung stehen. Manche Experten finden, dass die Dienstbedingungen im Vergleich zu den letzten zehn bzw. 15 Jahren viel besser geworden sind. Dennoch ist und bleibt das Problem der Schikane von Neueinberufenen durch Dienstältere sehr akut. In diesem Kontext lässt sich Serdjukows Vorschlag positiv bewerten, dass Menschenrechtler frisch einberufene Soldaten von der Einberufungskommission bis zu den Truppenteilen begleiten sollten.

Das Verteidigungsministerium hat nicht die Absicht, den einjährigen Wehrdienst zu verlängern, obwohl es mit der Rekrutierung große Probleme gibt. In diesem Kontext spielen nicht militärische, sondern vor allem politische und soziale Faktoren eine wichtige Rolle. Der einjährige Wehrdienst ist bei hoher Intensität der Gefechtsausbildung in den meisten Truppenteilen und bei besseren Lebensbedingungen im Großen und Ganzen ausreichend, um die Gefechtsbereitschaft der Truppen auf hohem Niveau zu halten. Sollte der Wehrdienst wieder zwei Jahre dauern, wird die Zahl derer, die sich davor drücken, laut Expertenmeinung bedeutend zunehmen.

Die Reform ist lange noch nicht vollendet. Es müssen die neuen Militärbezirke und die Vereinigten strategischen Kommandos gebildet, das Ausbildungssystem von Offizieren und Sergeanten auf den neuesten Stand gebracht, der Anteil von Zeitsoldaten in den Reihen der Armee festgelegt werden. Das Verteidigungsministerium scheint den politischen Willen zur Fortsetzung der Reformen zu haben und das Vertrauen der höchsten Staatsführung zu genießen. Bleibt also nur die Ergebnisse der Militärreform abzuwarten.



Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der von RIA Novosti übereinstimmen.

Zukunft braucht Tradition


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