Hallo Karsten! Wir hatten im TT den Komplex 9K32, Strela2, wie auf dem Foto abgebildet. Strela3 bzw. 9K33 war der Fla-Raketenkomplex, der 1984 in die NVA und 1987 im FRR-11 eingeführt wurde, also ein ganz anderes Kaliber mit einer viel umfassenderen Gefechtsaufgabe. Die Strela 2 gehörten strukturmäßig in die MSB. Es waren dazu aber hohe Anforderungen an die Lager- und Aufbewahrungsorte, sowie Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen zu erfüllen. Praktisch sah es so aus, dass im Bereich Gefechtspark, neben den Hallen der Fla-SFL Bttr. eine Stellfläche für einen Ural mit Hänger durch massives Mauerwerk abgetrennt wurde. Diese Halle war auch wie die der Fla-SFL-Bttr. beheizt. Es wurde ein zusätzliches Postenbereich vor diesem Tor geschaffen, d.h. diese Munition wurde rund um die Uhr besonders bewacht. Zutrittsberechtigt waren nur der Offz. für Munition und die Feuerwerker. Die Sicherheit und Vollzähligkeit musste täglich außer Sonntags überprüft werden und im dafür vorhandenen Lagerkontrollbuch nachgewiesen werden. Zusätzlich wurden noch Temperatur und Luftfeuchte durch einen Thermohygrograph aufgezeichnet. Die entsprechenden Diagrammstreifen mussten ebenfalls aufbewahrt werden. Das Fahrzeug und der Hänger waren verschlossen und durch Zollverschluss gesichert und verplombt. Einmal im Jahr wurden Regelarbeiten an den Fla-Raketen durchgeführt. Dazu traf eine Kontroll- und Prüfeinrichtung des IB-11 ein, die diese Arbeiten durchführte und nachwies. Die Fla-Raketen befanden sich in einer luftdichten, mit einer durchsichtigen Abdeckplane verschlossenen Transportkiste, die an der Seite eine Öffnung zum Wechseln des Silikagels (Trockenmittel) hatte. Bei Auslösung einer höheren Stufe der Gefechtsbereitschaft gab es eine Einschränkung über den OvD, die die Ausgabe oder Mitführung der Fla-Raketen anordnete. In beiden Fällen musste der Feuerwerker die Fahrzeughalle öffnen und je nach Einschränkung oder nicht, handeln. Der Feuerwerker war gleichzeitig Militärkraftfahrer (MKF) des Hängerzuges. Bei Alarmierungen durch das TT selbst, wurde dieses Fahrzeug nie bewegt, dazu bedurfte es immer eines besonderen Befehles. In der Stabskompanie gab es einen Instrukteur Ausbildung Fla-Raketen, der ein eigenes Ausbildungsgelände nutzte.
Hallo! hab noch etwas vergessen. Zum Komplex gehörten noch die Startmechanismen, 9P58, die im Pistolenschrank der Waffenkammern der MSK aufbewahrt wurden. Diese führten dann die Strela-Schützen bei Gefechtsalarm mit. Die Transportkisten mit Startmechanismus waren ebenfalls verplombt. Der gesamte Komplex hiess 9K32, dazu gehörte die Fla-Rakete 9M32 (Munition), der Startmechanismus 9P58 (Bewaffnung) und der Trainer 9F616.
Danke Harald für Deine umfassende Antwort, Du beweist damit wiedereinmal immer noch sehr gut vorhandenes Fachwissen. An den zusätzlichen Posten kann ich mich noch erinnern, der wußte bestimmt nicht, was er da für Sensibelchen bewacht.
Ich kann mich auch erinnern, daß damals die Schilka kamen und vor deren Toren mußte auch immer ein extra Posten stehen. Strengste Geheimhaltung wurde uns eingebleut. Aber der "Gegner" hatte diese Konturen schon im Scherenschnitt und hat sich bestimmt auch schon genauer damit ausgekannt. Ded
Also Frank, mal davon abgesehen, dass mich persönlich Waffenlieferungen in Konfliktregionen grundsätzlich wenig begeistern (wie schnell kann so was total eskalieren?), ist doch sicher auch eine traurige Wahrheit, dass es wohl einfach billiger ist, das Zeug auf diese Weise loszuwerden, als es ordnungsgemäß durch eine Kampfmittelbeseitigungsfirma entsorgen und vernichten zu lassen. Diese Unsitte scheint leider in vielen Armeen (nicht nur den westlichen) in unserer Welt verbreitet.
Olaf, wahre Worte. Auch verurteile auf das schärfste diese Waffenlieferungen denn sie schüren den Konflikt nur noch mehr.
So gehen die Raketen in ihren verschimmelten Kisten als Militärhilfe" in die Ukraine. Deutschland klopft sich auf die Schultern und spart noch Geld für die Entsorgung.
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
...Als Reaktion auf den Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 kündigte die deutsche Bundesregierung am 2. März an, 2700 Flugabwehrraketen vom Typ Strela aus ehemaligen NVA-Beständen an die Ukraine zu liefern. Am 3. März stellte sich heraus, dass 700 Raketen völlig veraltet und nicht mehr zu gebrauchen waren. Es gab teilweise Mikrorisse im Treibsatz der Rakete, was zu Korrosion bzw. Oxidation führte. Die Raketen-Lager dürfen nur noch mit Schutzkleidung betreten werden, da die Holzkisten mit den Raketen stark verschimmelt sind....
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!