...Diskutiert über das System "Politstellvertreter" aber nicht über Personen!
Gruß Gerhard..
..das wäre doch mal !ne Sache ! ... allein, mir fehlt der Glaube! (leider hat sich das schon so ergeben- ihr dürft mich gern vom Gegenteil überzeugen) Traut sich ein ..PA? das Thema zu eröffnen?
Siggi
(die Nennung von Klarnamen ist für eine solche Diskussion überhaupt nicht nötig..)
"Man unterscheidet sich manchmal genauso von sich selbst wie von den anderen" La Rochefoucauld (1613 - 1680)
o.k. mal von mir eine kleine Episode am Rande, ohne jegliche Wertung, aber schon zum Thema "Politstellvertreter". Die Jungs hatten ja ein kleines "Geltungsbedürfnis" und so ergab sich irgendwann 1988, dass einer meiner Fahrer zu mir kam und mich sprechen wollte. Lange Rede, seine Frau musste ins Krankenhaus und die Oma war schon so alt, dass sie mit den Kindern nicht mehr klar kam. Aber der Gefreite bekam keinen Urlaub. Der zuständige Politstellvertreter hatte es auch schon abgelegt, und gab ihm zur Antwort "dann müssen die Kinder eben so lange in ein Heim"!? Soviel zum Einfühlungsvermögen dieser Jungs. Ich habe mir dann den Politstellvertreter geschnappt und ihm nur zu verstehen gegeben, dass wir nicht in der Sowjetarmee dienen und er somit nicht die wichtigste Person nach dem Kommandeur ist. Ich habe dem Gefreiten dann einen Blankourlaubsschein ausgestellt bis seine Frau wieder aus dem Krankenhaus kommt. Er hat mir, als er zurück war, auch wirklich eine Bescheinigung über den Krankenhausaufenthalt seiner Frau vorgelegt. Ich habe persönlich nichts gegen einzelne Personen in dieser Position, irgend jemand musste es ja machen. Ich habe aber schon immer etwas gegen die Art und Weise gehabt wie sie sich dann gegeben haben. Ich wollte ja eigentlich keine Namen nennen, aber schaut euch Thomas an. Auch aus einem "Polit" kann ein brauchbarer "Operativer" werden. Nicht persönlich nehmen Thomas, aber Dich mochte ich auch als "Polit"!
Hallo Freunde, ich finde es gibt zu dem Thema "Politarbeit in der NVA" genügend Beiträge von vielen "Eyperten" und auch "genügend" Veröffentlichungen. Ich glaubte eigentlich bisher, in unserem Forum sollte eigentlich das persönlich erlebte, das Miteinander oder manchmal auch das Kontroverse zur Sprache kommen. Wieso soll man also nicht namentlich das im täglichen Dienst erlebte, positiv aber auch negativ, benennen? In meiner 25-jährigen Dienstzeit habe ich gerade in der Ebene Kp./Btl. viele ehrlich arbeitende Politarbeiter kennengelernt. Natürlich auch einige Schwätzer.Als StSC hatten Frank Herzig und ich dann viele heftige Dispute mit den Offz. der AG, weil sie unbedingt ihre "Maßnahmen" durchdrücken wollten und sogar heimlich am Ka- lenderplan die Magneten umsetzten. Ein besonderes Exemplar war der schon angesprochene OSL Wendt, bei dem ich mich jeden Monat rechtfertigen musste, wieso und wann die Offz. der AG den OvD stellen. Er hat mir die Verleihung des "Rotkelchen in Gold" mit fadenscheiniger Begründung versaut.Besonders penetrant war sein Verhalten im Gelände: Nachdem er seine Mitarbeiter zur "politischen Arbeit" in die Einheiten geschickt hatte, erschien er auf der B-Stelle und inspizierte die Verpflegungskiste, sodaß ich mit Mühe noch etwas für den K-MSR retten konnte.Jemand hat gefragt, was der Herr Wendt heute macht: er ist Handelsvertreter für Fensterglas. Viele Grüße Wolfgang
dass was Wolfgang schreibt kann ich nur bestätigen. In den Kompanien haben alle viel mehr zusammengehalten und des gab dieses oftmals vollkommen überflüssige Gequatsche erst gar nicht.
Fred schreib kurz was zu Thomas. Auch ich habe meine Kompanie damals an meinen Politstellvertreter übergeben und der Oberleutnant Gerhardt ist ein guter Kompaniechef geworden!
Er war mir aber auch ein guter Politstellvertreter, auf den ich mich immer verlassen konnte und er war bei unseren Soldaten anerkannt und geachtet!
Ein kleine Episode noch zum OSL Wendt.
Stabschef über längere Zeit nicht da und Wolfgang zu Kur.
Ich wurde in diesem Zeitraum als Stabschef des Regimentes eingesetzt.
OSL Wendt kam dann gleich zu mir ins Planungs- und Informationszentrum und eröffnete mir, dass er ab sofort den Trabant des Stabschefs zu seiner persönlichen Verfügung haben möchte (will).
Ich habe darauf hin den Herrn Wendt höflich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass er das Auto genauso nutzen kann wie alle anderen, es ihm aber auf keinen Fall zur persönlichen Verfügung steht.
Wutentbrannt zog er von Tannen und ich hatte einen "Freund" mehr.
Habs aber überlebt, wie ihr seht.
Frank
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Eigentlich wollte ich mich zum Thema, Sitzverteilung im Dienstzimmer K-MSR, nicht äußern, da ich es als UaZ selten gesehen bzw. dienstlich nichts damit zu tun hatte. Nun habt ihr aber gerade die Politstellvertreter an der Kantarre und nun wurde auch der richtige Name genannt. Habe da auch so ein Ding durch (etwa Nov/Dez.87). Zusammen mit vier weiteren Unteroffizieren der 11.Pk wurden wir von unserem Politstellvertreter des PB Hpt. Kolditz in den Regimentsstab zu OSL. Wendt wie fünf Strafgefangene überführt. Wir wurden, und das könnt Ihr wörtlich nehmen, wegen Verletzung der zwischenmenschlichen Beziehungen, angeklagt !! Er drohte uns, sollte das nicht aufhören, macht er uns einen Kopf kürzer. Wir waren aber nicht schuldig! Denn der Politstellv. verwechselte korrekte Dienstauffassung und deren Durchsetzung mit dem, dessen er uns beschuldigte. Warscheinlich war Ihm nicht bewusst, das im Park echte Panzer standen, die im Ernstfall auch bedient werden mußten. Wenn ich ihm so zuhörte, hatte ich das Gefühl, das wir kleine Kinder sind die mit Plastikpanzern im Sandkasten spielen. Wäre das auf dem Schreibtisch vom BÜ gelandet, hätte er mit uns gesprochen und es wäre erledigt, aber da ist es nicht hingekommen. Was war passiert? Ein eingeschleuster Stasimitarbeiter bei den US ist sofort in den Regimentsstab geflitzt und hat sich ausgeheult. Und jetzt sollte der Politstellvertreter Druck auf uns ausüben und uns einschüchtern. Gut, wir ließen unsere Zusatzausbildung jetzt weg. Der Stasimann hatte seine Tarnung sehr zeitig auffliegen lassen. Pech für Ihn, dachte er doch, das er jetzt eine ruhige Kugel schieben kann. Nö, ich hatte es jetzt voll auf Ihn abgesehen. Er sollte jetzt gar keine Ruhe mehr haben, denn wann immer es etwas gab, was keiner gerne macht, war er für mich immer der richtige Mann. Und die Moral von der Geschichte: Beim Granatschießen haben die Jungs die sich nicht richtig Ausbilden lassen wollten, versagt, aber total! Gut, das OSL Wendt auch da war. Er konnte nur nicht verstehen wie das passieren konnte, woher kamen die schlechten Ergebnisse? Zeit für mich ihm jetzt ein Gespräch aufzudrängen. Jetzt bekam er etwas von mir zu hören! Ich begann mit den Worten : bevor ich demnächst in die Reseve versetzt werde, muß ich ihnen noch etwas wichtiges sagen. Mit schönen Worten kann ich meinen Gegner nicht vernichten, aber wenn ich meinen Panzer beherrsche, treffe ich auch! Die Unterhaltung dauerte ein paar Minuten. OSL Wendt räumte mir gegenüber ein, Fehler gemacht zu haben! Und das erkenne ich an. Die Sache war damit aus der Welt.
________________________________________________________________________________________________ Ihr sind nicht hier um Eueren Dienst zu machen, ihr wollt mir einen reindrehen! (Major Karl, Panzerstab)
"...Finde es sehr schade, das keine weiteren Beiträge zur Diskussion "Polit/Politarbeiter" bisher gekommen sind! Da ich selber nicht aktiv nach dem 03.10.1990 gedient habe, würde mich (und vielleicht auch andere) schon interessieren, wie wurde "gedient", was bzw. wie lief dann die Ausbildung, politische Bildung, Freund-Feindbild. Welches Verhältnis hatten die Berufskader Ost-West. Um nur einige Aspekte mal anzusprechen. ..."
Ich denke auch, dass hier noch viel zu sagen gibt und ich würde mich freuen, wenn sich viele von euch an dieser Diskussion beteiligen würden. Ich wünsche mir aber auch eine sachliche, ehrliche und vor allem kameradschaftliche Diskussion.
Frank
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Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!