Auch nach intensiven Studium der DV 040/0/004 - Funkbetriebsdienst, anderer DVs und Google Recherche tappe ich immer noch im Dunkeln in Bezug auf den Aufbau der taktischen Rufzeichen. Mich würde interessieren wie die Rufzeichen von der Bataillons- bis Gruppenebene aufgebaut waren.
Zum Verständnis bei der Bundeswehr (nach HDv 128/290) zum Beispiel sind die Rufzeichen folgendermaßen aufgebaut:
Kompanie - Tarnname Zug - Buchstabe Gruppe - Nummer
Olive - A (gesprochen "Alpha") - 3 wäre die 3. Gruppe/1. Zug der Kompanie.
Olive - B wäre der Zugtrupp des 2. Zuges.
Wie sah das bei den Mot.Schützen aus? Hat vielleicht sogar jemand eine original Sprech-/Rufzeichentafel?
hier einige Aussagen bezüglich der Rufzeichen im Betriebsdienst F3 (Sprechfunk). Erste Aussage: Es gab einen Unterschied zwischen Tarnnamen und Rufzeichen. Der Tarnname des MSR-16 lautet beispielsweise einge Jahre: - Verkaufsstelle - Wollte man jemanden bestimmtes aus dem Regiment sprechen, musste man zum Tarnnamen noch eine Tarnzahl hinzufügen. Wenn man also über Drahtverbindungsmittel den Kdr. des MSR sprechen wollte, hat man „Verkaufsstelle die 750“ verlangt. Wollte man den Kdr. des I.MSB, hat man beispielsweise „Verkaufsstelle 21 die 750“ verlangt, II.MSB -22-, III.MSB -23-, 7.MSK -231-, 8.MSK -232- usw. ( Tarnzahlen und Dienststellungen.pdf ) Ich habe hier ein Schema der Drahtverbindungen eines Unterbringungsraumes aus dem Jahre 1984.
Hier sind folgende Tarnnamen incl. Nummerierungen verwendet worden: Verkaufsstelle 1 - Vermittlung (operativ) von Verkaufsstelle Verkaufsstelle 2 - Vermittlung (Rückwärtige Dienst) von Verkaufsstelle Festschmuck - Vermittlung des Leitenden der Übung Verkaufsstelle 23 - Vermittlung III.MSB, welche verbunden war mit 231 (7.MSK), 232 (8.MSK), 233 (9.MSK) und 234 (III.GWBttr.) (2301/1 = Leitungsbezeichnung und Anzahl der Längen [Kabeltrommeln - 1 je 500 m]
Nun zu den Rufzeichen: Die Rufzeichen wurden durch den OONa (Oberoffizier Nachrichten des MSR) manchmal monatlich, manchmal für ein Vierteljahr, manchmal für 2 Monate nach einer festgelegten Tabelle herausgegeben (also für unregelmäßige Zeiträume) Beispiel: Für 3 Monate war das Rufzeichen des MSR - Kiste – . Die Unterscheidung in die einzelnen Funkstationen des Stabes des MSR erfolgte durch angehängte Zahlen. Alle anderen Einheiten des Regimentes hatten auch ein Substantiv als Rufzeichen: Das III.MSB z.B. – Abschlag -. Die weitere Unterscheidung zwischen den Funkgeräten des III.MSB erfolgte durch die Hinzufügung von Zahlen. z.B. Funkstation K-MSB - Abschlag - Funkstation StKSC - Abschlag 100 - Funkstation StKTB - Abschlag 150 – Funkstation KC 7.MSK - Abschlag 210 – die folgenden 9 Funkgeräte - Abschlag 211 - 219 (z.B. restlichen 9 SPz. der 7.MSK od. 9 x UFT 721) Funkstation KC 8.MSK - Abschlag 220 – die folgenden 9 Funkgeräte - Abschlag 221 - 229 (z.B. restlichen 9 SPz. der 8.MSK od. 9 x UFT 721) Funkstation KC 9.MSK - Abschlag 230 – die folgenden 9 Funkgeräte - Abschlag 231 - 239 (z.B. restlichen 9 SPz. der 9.MSK od. 9 x UFT 721) Funkstation BC III.GWB - Abschlag 240 - die folgenden 2 Funkgeräte - Abschlag 241 – 242 (z.B. 6 x UFT 721)
Die Nummerierung innerhalb der Einheiten oblag dem Verantwortlichen für die Nachrichtenverbindungen der Einheiten. Im den Bataillonen waren die StKSC verantwortlich. Im III.MSB des MSR-16 war ich als Na-Zugführer dafür zuständig. Bei Ausbildungsmaßnahmen wurde sich zwar an das Rufzeichen für das MSB gehalten, aber die Nummerierung wurde schon einmal anders gewählt. (Siehe Schema Funkverbindungen für eine Schießübung - Sicherstellung durch NaZ III.MSB )
Falls während des Funkbetriebes eine bestimmt Person an das Funkgerät gerufen werden sollte, wurde auch wieder mit den Tarnzahlen gearbeitet. z.B. wenn der Funker des StKSC an der Funkstelle Dienst hatte aber der StKSC persönlich verlangt wurde, dann wurde nach - Abschlag 100 die 810 - gerufen.
Deine Frage nach einer Tarntafel kann ich so beantworten. Es gab für uns die sogenannte Tarntafel 470. Allerdings wurde diese kaum genutzt. Ich selbst hatte aber in meinem NaZ eine selbstgebaute Tarntafel, welche stark an die 470ziger angelehnt war und die wurde bei mir in der Ausbildung stark genutzt! Hier ist das "Täfelchen":
Die Codierung links und oben wurde von mir festgelegt und das auch in unterschiedlichen Intervallen.
So das war`s erstmal. Wenn Du noch Fragen hast - bitte. Gruß Gerhard
[ Editiert von Gerhard_3_NaZ am 13.09.13 17:20 ]
Die über Nacht sich umgestellt, und sich zu jedem Staat bekennen - das sind die Praktiker der Welt, man könnte sie auch Lumpen nennen. (Wilhelm Busch)
Schließe mich der Ausführung vom "Gardeuffz." Michael Ständer an!. Alle Achtung, Gerhard, daß Dein Wissen noch so kompext ist. Die grauen Zellen funktionieren noch perfekt. Übrigens, Herr Ständer, bitte den Schleim immer abwischen!!!
Die ein oder andere Frage hätt ich dann doch noch.
- Nutzt der Zugführer das Rufzeichen der ersten Gruppe/SPz im Zug oder hat er noch ein dediziertes?
- Gehe ich recht in der Annahme das für jede Ebene vom Zug aufwärts jeweils ein Funkkreis gehalten wird? (d.h. einen für den Zug auf dem der ZF und die GFs Kontakt halten, einen auf dem der KC mit den ZFs kontakt hält usw.)
- Kommuniziert der GF abgesessen mit seiner SPz Besatzung über den Zugfunkkreis oder muss das verbal/optisch ablaufen?
um Deine Frage zu beantworten, muss man zuerst die Funkmittel kennen, welche eine MSK hatte. Eine MSK verfügte über - 10 SPz. mit je einer Funkstation R-123, welche nur im aufgesessenen Zustand der MSK genutzt werden konnte (Marsch oder im Angriff aufgesessen – selbstverständlich auch im Stand!). Dabei hatte nur der KC zwei Funkgerät R-123 mit einer (1) Antennenweiche, so dass er nach dem Umschalten der Antennenweiche über die zweite R-123 arbeiten konnte. z.B. über eine R-123 zum K-MSB und nach dem Umschalten über die zweite R-123 in seine Kompanie.
- 1 tragbares Funkgerät R-105 M, mit welcher der Funker der Kompanie die Kompanie über Funk führen konnte, wenn der KC über die R-123 mit dem K-MSB sprach.
- 10 tragbare Funkgeräte UFT-721 (das war aber nur im III.MSB so, im I. und II.MSB hatten alle MSK noch je 10 tragbare Funkgeräte R-126 – waren also noch nicht umgerüstet!) Das Problem bestand aber darin, dass die R-123 und R-126 frequenzbereichkompatible waren und die UFT-721 mit keinem anderen Funkgerät zusammenarbeiten konnten.
Wenn man sich also die Anzahl der Funkmittel der MSK ansieht, stellt man fest, dass in jedem MSZ entweder 1 ZF und 2 GF oder 3 GF über Funk geführt werden konnten. Das galt aufgesessen wie abgesessen! Meist wurde also ein MSZ über die Variante 1 ZF und 2 GF über Funk geführt, was dazu führte, dass der ZF immer in unmittelbarer Nähe eines GF handeln musste.
Die Rufzeichen waren also folgende (wenn man das Rufzeichen - Abschlag 210 - benutzt):
Ein MSZ hatte also keinen eigenen "Funkkreis" sondern immer nur den der MSK. Während der Ausbildung war auch eine andere Möglichkeit gegeben. Dann konnte nämlich pro Zug ein anderer Kanal genutzt werden. (Das UFT-721 hatte 4 Festfrequenzen (Kanäle). Im Gefecht waren die 4 Kanäle allerdings für die 3 Kompanien und die GWBttr. gedacht.
(siehe Dateianlage: Die Funkgeräte des III.MSB)
Noch eine Aussage zu den Drahtmittel: Die MSK hatte 6 x FF 63 (Feldfernsprecher) und 5 Längen lFK (leichtes Feldkabel – 1 Länge = 500 m), welche durch den Funker der Kompanie innerhalb der Kompanie im Verteidigungsgefecht verlegt werden musste.
[ Siehe auch: Technik, Bewaffnung und Ausrüstung - Nachrichtentechnik, -verbindungen u. autom. Feldführungssysteme - Der Leitungsbautrupp eines MSB incl. Technik ]
Gruß Gerhard
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Mir ist eben aufgefallen dass ich mich noch gar nicht für deine Hilfe bedankt habe.
Vielen Dank dafür Gerhard.
Eine Frage hätte ich noch, der Hfw mit Fahrer auf dem Ural, hatten die eine funktechnische Verbindung zum KC? Und wenn ja mit welchem Rufzeichen wurde der Hfw dann gerufen?
struktumässig hatte der Hfw. keine Funkmittel. Wenn notwendig hätte man ihm eine R-126 oder später ein UFT-721 geben können. Rufzeichen wäre frei wählbar gewesen, z.B. Abschlag 50 o.ä.
Gruß Gerhard
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