Der nördliche Abschnitt der "Luxemburgischen Operationsrichtung" im Raum EISENACH - GEISA - KALTENNORDHEIM und das "Fulda Gap"
Ich war vor kurzem mehrere Tage im Raum GEISA unterwegs und habe mir einige Sachstände ansehen und dokumentieren können.
In den kommenden Tagen werde ich alles aufgearbeitet haben und stelle meine Fakten zur Diskussion ein. Ich denke, das ist ein total spannendes Thema, welches uns alle interessiert.
Frank
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[ Editiert von Administrator Frank_811 am 14.10.11 19:00 ]
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
du hast vollkommen recht, natürlich war der Raum für die "Luxemburgische Operationsrichtung" nur für "große" Gruppierungen gedacht.
Immerhin hatte der Raum für diese Operation in etwa folgende Ausmaße:
Breite: ca. 150 - 200 Kilometer
Tiefe: ca. 400 - 600 Kilometer
Fläche: ca. 120.000 km²
Ich möchte erst zum Verständnis der Einordnung ein kurze Einführung geben und dann etwas ins Detail gehen.
Besonders sollten wir zwei ganz wichtige Fakten beachten wenn wir über den Einsatz der NVA reden:
1. die Zeit bis Mitte der 80iger Jahre
2. die Zeit ab Mitte der 80iger Jahre
da sich hier nach meiner Meinung nach in der Planung nach dem Übergang zu defensiven Gefechtshandlungen, bedingt durch den Wechsel der Militärdoktrien, bedeutente Änderungen ergaben.
Frank
[ Editiert von Administrator Frank_811 am 22.05.12 20:48 ]
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Aus Verständnisgründen ist es wichtig, das wir uns mit den Truppen der 1. Front (GSSD und NVA) auseinandersetzen, hier auch mit dem V. AK der NVA, welches durch den Befehl 20/85 in die 5. Armee umstrukuriert wurde.
Für die Truppen der 1. Front (GSSD und NVA) ergibt sich 1988/1989 folgendes Bild. (Quelle: MGFA, S. Lautsch)
Wir benötigen dieses Verständnis um die Aufgaben der 11. MSD und damit des MSR-16 vor und nach 1985/86 einzuordnen.
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Wenn wir über die operative Planung der NVA reden wollen müssen wir davon ausgehen, dass diese nur im Verbund der Planung des Warschauer Vertrages zu betrachten ist. Der Grund liegt darin, dass die NVA einfach keine selbstständigen Aufgaben in einem möglichen Krieg zu übernehmen hatte. (Ich klammere hier die „Berliner Operation“ aus.)
Laut Nielsen war bis Mitte der 80iger Jahre folgende Konstellation geplant:
Die 4., 11. MSD sowie die beiden PD's (-7 und -9) wären an die sowjetischen Streitkräfte abgegeben worden.
Aus der 6., 10. und 17. MSD (alle Mob.) wäre gemeinsam mit dem Führungsorgan des MB III und den direkt unterstellten Truppenteilen die 3. Armee gebildet worden. Sie hätte die Reserve des Oberkommandos der (1.) Front gebildet.
Ab Mitte der 80iger waren für die Landstreitkräfte der NVA folgende Aufgaben geplant:
Die 5. Armee mit der 8. und 20. MSD, der 9. PD, den Armeetruppen und der von der GSSD unterstellten 94. GMSD, der 5. PBr. und dem selbständigen Panzerregiment hatte den Auftrag, im Bereich der Küste gegen Kräfte von LANDJUT und das I. (NL) Korps zu verteidigen, die Küste gegen Anlandungen von See zu sichern und an Gegenschlägen bei einem Durchbruch gegnerischer Kräfte in Richtung Berlin teilzunehmen.
Die 3. Armee mit der 4., der 10. und der 11. MSD, der 7. PD, den Armeetruppen und den von der GSSD unterstellten Truppen - der 20. GMSD, zwei sst. PR, einem sst. MSR und einer Artilleriebrigade - sollten im südlichen Teil des Thüringer Balkon gegen das VII. (US) Korps verteidigen und einen Durchbruch dieses Korps vereiteln. Die 17. und 19. MSD der NVA wurden der 3. Stoßarmee (GSSD) unterstellt.
Die 6. MSD (Mob.) wurde keiner Armee zugeordnet. Sie wurde Reserve des Oberkommandierenden der Truppen des Westlichen KSP.
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[ Editiert von Administrator Frank_811 am 10.02.13 18:25 ]
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Ich habe die vergangenen Tage an einem wissenschaftlichen Kolloquium zum Thema "Das Fulda Gup. Der Kalte Krieg und die Oprationsplanung der Bündnisse in Europa" teilgenommen.
Während des Kolloquiums wurden, eingebettet in das Grundverständnis des Kalten Krieges als Epochenphänomen, die Strategien der Bündnisse und die daraus abgeleiteten Operationspläne von den Anfängen bis zum Ende des Kalten Krieges dargestellt und diskudiert.
Das Kolloquium war hochranig besetzt, so u. a. waren General a. D. von Sandrart (von 1987 - 1991 Commander in Chief Central Europe), Oberst Siegfried Lautsch, Leiter der Operativabteilung der V. NVA-Armee und exellente Militärhistoriker zugegen.
Wenn ihr möchtet, würde ich gern hier eine Zusammenfassung über die Kenntnisse und Erkenntnisse der operative Planung erstellen.
Frank
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[ Editiert von Administrator Frank_811 am 22.05.12 20:50 ]
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Ich muss sagen, dass die Veranstaltung von hoher Sachlichkeit und Professionalität geprägt war.
Irgendwelche Zuweisungen von "GUT" und "BÖSE" fanden in keiner Minute statt.
Für die NVA wurde eindeutig, an orginalem Quellenmaterial demonstriert, welche Rolle wir im Rahmen des Warschauer Vertrages spielen sollten.
National gesehen verfügte die NVA zu keinem Zeitpunkt ihres Bestehens über eigene operative Planungen und wäre, eingebettet in die Bedinungen der jeweils aktuellen Militärdoktrien eingesetzt worden.
Bis Mitte der 80iger Jahre (Angriff) wären Teile der 3. Armee (NVA) Elemente der 2. Staffel der 8. Garde-Armee (GSSD) gewesen.
Mit Übergang zum defensiven Handeln (ab Mitte der 80er) wären Teile der 3. Armee der NVA (11. MSD und 4. MSD) im Haupt-Verteidigungsstreifen südlich der 8. Gardearmee (GSSD) eingesetzt gewesen. Damit wären wir Bestandteil der Verteidigungsoperation der Front geworden.
Ich hoffe, ich habe euch bissel neugierig gemacht
Frank
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Es wäre natürlich höchst interessant, mehr über diese Tagung zu erfahren.
Vielleicht kannst Du für ein paar Interessierte ein Kurzprotokoll mit den wichtigsten Daten zusammenstellen, oder eine Minitagung, basierend auf Deinen Erkenntnissen einberufen. Du siehst meiner Phantasie sind noch keine Grenzen gesetzt. Aber Spaß beiseite. Ich wäre auch an paar mehr Infos interessiert. Danke bereits für Dein Angebot. Gruß Sieg.
Ich habe diese Problematik aufbereitet und wäre bereit, wenn es Interessenten gibt, diese Ergebnisse in Form einer PowerPointpräsentation und eines Vortrags zu einem der nächsten Stammtische vorzustellen.
Wäre jemand interessiert?
Frank
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
meine Ausarbeitungen sind fast fertig und ich werde, wenn es gewollt ist, beim nächsten Stammtisch etwas zu dieser Problematik erläutern.
Mein zweites Projekt, bei welchem es um die Verteidigung des Thüringer Balkon durch die Deckungsregimenter der 3. Armee der NVA geht, nimmt auch Form an. Hier habe ich aber noch viel zu tun.
Frank
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Ich erneuere nochmal mein Angebot. Wenn Interesse besteht, würde ich euch die Problematik mal in einer entsprechenden Art und Weise vorstellen.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass wir mal nach Geisa oder zu unserem Raum fahren und wir uns das mal vor Ort ansehen... Einschließlich der (noch) vorhandenen Sprengschächte auf dem westlichen Gebiet.
Gebt mir einfach Bescheid.
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Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!