Könnt ihr euch noch an den Ablauf der Einkleidung bei der Einberufung erinnern?
Wer hat die Einkleidung durchgeführt, wie war die Qualität, gab es auch "Härtefälle"?
Ich für mich kann sagen, dass meine erste Einkleidung sehr professionell abgelaufen ist und mir die Sachen wirklich gepasst haben.
Kann aber auch daran liegen, dass die Frau von meinem damaligen Spieß, Walter Heillek, als Schneiderin in der B/A Kammer gearbeitet hat und wusste, worauf es ankam.
Wir hatten auch den Vorteil, dass außer uns niemand weiter eingekleidet wurde.
Unsere Einkleidung erfolgte damals nach dem "Frisörbesuch". Wir bekamen als erstes einen gut passenden Trainingsanzug und einen Seesack für die Zivilklamotten.
Umziehen, Zivil im Seesack verstauen und dann kam die Vermessung und die wurde äußerst gründlich durchgeführt, alle Daten auf dem Laufzettel notiert und dann ging es los.
Gruß
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Bei uns damals an der Uffz.Schule lief das ähnlich ab, nur da gab es noch keine Seesäcke. Nach dem Einheitsschnitt "Koppelbreit" über die Ohren hieß es Trainingsanzu anziehen, die Schwarzdecke vom Fußende des Bettes fassen und raustreten zum Einkleiden. Es ging im Lottermarsch zur BA-Kammer, im Gänsemarsch an den aufgebauten Stationen vorbei, passt wegtreten, passt wegtreten usw. Dann hieß es Spint einräumen (lt. Musterspint) natürlich nach Zeit und danach Kontrolle. Meistens kam da das Kommando "breiten sie ihre Decke vor dem Spint aus" wenn dieses Kommando kam wisst Ihr sicherlich was passierte ! Ich durft glaube ich 5 oder 6 mal meine Decke ausbreiten, manch andere brauchte hierfür die Nacht. Das war mein erster Tag als Soldat. Gruß Jürgen
Dieser 05. November 1985 war wohl mit der Rabenschwarzeste in meinem Leben. Das fing schon nach der ersten Zugetappe in Halle (Saale) Hbf an. Ich wurde von Tauben von Oben bis Unten beschissen. In Weißkeißel am Abend zu Einkleidung wurde das nicht besser. Ich bekam Sachen, da stand zwar m48 drauf, aber da hätte ich beim Mantel noch jemanden mit drunter bekommen. In einem Paar Stiefel der Größe 43 konnte ich wenden und alle mussten sich bei der Dienstkleidung erst einmal veraltete Winkel mit der Rasierklinge entfernen, weil die da nicht mehr hingehörten. Einen kleinen Vorsprung hatte ich, da ich den Friseur schon in meiner Heimat besuchte. Dennoch wurde es beim Schrank einräumen Mitternacht und ich war seit 4 Uhr auf den Beinen. Die DDR-Wirtschaft half uns aber, es war Stromausfall und wir legten uns einfach hin.
________________________________________________________________________________________________ Ihr sind nicht hier um Eueren Dienst zu machen, ihr wollt mir einen reindrehen! (Major Karl, Panzerstab)
Wahrscheinlich hing die Qualität und der Ablauf der Einkleidung wirklich davon ab, zu welcher Truppe man gegangen ist.
Bei uns war es wirklich so, dass man sich Zeit nahm, die Sachen vernünftig anprobieren konnte und das die Leute, welche uns eingekleidet haben, wirklich Ahnung und vor allem einen guten Blick hatten.
Frau Heillek hat immer gesagt, dass wir doch ordentlich herumlaufen müssen, gerade wir als "Rotkäppchen"...
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Meine ersten Sprungstiefel, hergestellt in der Schuhfabrik "Banner des Friedens" in Weißenfels habe ich heute noch und die sind in einem super Zustand.
Klar, die Sohlen mussten mal erneut werden aber das wars dann auch mit Reparaturen.
Uwe kann sie ja im September begutachten - da werden sie nämlich wieder rausgeholt und angezogen.
Gruß
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Die Einkleidung der neueinberufenen Soldaten eines MSR ist aber auch eine große Herausforderung. Waren in der Regel über 300 Soldaten. Wenn dann noch das AB11 und das BChA dazukamen ging es in der BA-Kammer hoch her. Da konnte auch keiner 10min seine Jacke oder Hose anprobieren. Wer seine Konfektionsgröße nicht wußte, hat eben eine nach visueller Einschätzung bekommen. Dafür gab es ja auch die Umtauschtermine. Die Leute aus der BA-Kammer und teils Kräfte vom U-Dienst hatten immer mächtig zu tun. Letztendlich hatten alle immer eine "schicke" Uniform, währen ja sonst nicht an Hanni Seidler vorbeigekommen. Beste Grüße Josef
Da hast du vollkommen Recht, Josef. In einem Linienregiment war wirklich kaum Zeit für eine gute und vor allem erfolgreiche Einkleidung. Aber das lag auf keinem Fall am Unvermögen der Leute in der BA-Kammer - die Zeit hat einfach bei der Masse der neuen Soldaten nicht ausgereicht.
Wichtig war, dass jeder Soldat erst mal seine laut STAN auszugebenden Bekleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände bekam. Was nicht passte musste im Nachhinein getauscht werden.
Aber es gab auch Fälle, in welchen es einfach keine passende Bekleidung gab. Das waren die Soldaten mit vom Standard abweichenden Körpermaßen. Bitte nicht falsch verstehen, aber für einen 2,05 Metermann war es nicht so einfach, eine Unform auf Lager zu haben....
Gruß
Frank
--- Träume nicht dein Leben - lebe deinen Traum! Alter ist eine Zahl - keine Ausrede!
Hallo zusammen, hier möchte ich mal etwas Mostrich beisteuern. Nach über vierzig Jahren ist natürlich manches arg verhallt, aber anderes noch sehr präsent. Den Empfang meiner eigenen Garderobe verbinde ich nur mit Hektik und Schlepperei. Das alles nach einer nervigen Tagesreise - und dann wurde die Nacht durchgemacht. Keine Minute gepennt. Viel angenehmer - weil aus der gegenteiligen Perspektive gesehen - sind die Prozeduren nach einem halben und dann nochmal nach einem ganzen Jahr gelaufen. Da wurde meine Wenigkeit mitsamt einem Kumpel zur Einkleidung kommandiert. Wir waren weder gelernte Schneider oder Textil-Fachverkäufer, wussten also nicht, wie wir zu dieser Ehre kamen. Eingesetzt wurden wir bei die Diensthosen (hieß das so?). Nach einer Stunde hatten wir es drauf, per Augenschein die korrekte Größe auszuhändigen. Sechs Monate später alles von vorn, aber da wussten wir ja schon gut Bescheid. Beide Male war Chef unser Hauptfeldwebel, damals Oberfähnrich Pf. Den Klarnamen verschweige ich, aber er war später sowas wie die Mutter der Regiments. Hm, wenn man den letzten Halbsatz laut ausspricht, klingt das seltsam. Irgendwann, so gegen Morgengrauen, war der Hauptfeld ziemlich genervt und es kam zur legendären Drohung: "Geht mir 'ne Kiste Handgranaten! Ich schmeiß' die um mich!" Diese Anektode war noch lange Gespräch. Heuer möchte manchmal gerne nach dieser Methode handeln. Beste Grüße, Andreas