Immerhin: Als »Friedenspfarrer« hat sich Joachim Gauck zu DDR-Zeiten nicht bezeichnet – anders als sein Exkollege Rainer Eppelmann, der vor 1989 forderte: »Frieden schaffen ohne Waffen« – selbstredend nur von der Regierung des kleineren deutschen Staates. Nach der »Wende« überführte Eppelmann als letzter DDR-Verteidigungsminister die noch nützlichen Truppenteile der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr, deren Daseinsberechtigung er nicht eine Sekunde in Frage stellte.
Das Verhältnis des heutigen Bundespräsidenten zum Frieden ist ein ähnlich instrumentelles. Er besuchte am Dienstag die Führungsakademie der Bundeswehr und hielt eine Laudatio auf die Truppe und ihr angeblich so überaus qualifiziertes und verantwortungsbewußtes Personal. Tatsächlich ging Oberst Georg Klein nach eigenen Angaben beten, nachdem er die Bombardierung von 142 Afghanen angeordnet hatte. Von diesen und anderen zivilen Opfern zu reden, kommt einem wie Gauck nicht in den Sinn.
Und Gauck wäre nicht Gauck, wenn er die Deutschen nicht zu mehr Aufgeschlossenheit gegenüber den Auslandseinsätzen der Bundeswehr mahnte. Wer solche Kriegsbeteiligungen ablehnt, ist für ihn ein Ignorant, der nicht wissen will, was die deutschen Soldaten am Hindukusch, am Horn von Afrika und im Kosovo für »unsere Freiheit« tun. Gewalt könne »notwendig und sinnvoll sein, um ihrerseits Gewalt zu überwinden oder zu unterbinden«. Es folgte der unvermeidliche Hinweis, Freiheit sei »ohne Verantwortung nicht zu haben«. Meint in diesem Fall: Es muß auch jemand die Drecksarbeit machen. In der »Demokratie« dürfen nämlich, wo gehobelt wird, auch Späne fallen. Und wir sollen gefälligst »unseren Jungs« applaudieren – und sie gebührend betrauern bzw. bedauern und gesundpflegen, wenn sie körperlich und seelisch lädiert heimkehren. (jf)"
Ja Bernd, was ich schon immer sage, die Bundis sind eben die Guten, die Brunnen bohren und Brücken bauen, hahaha!!!! Und wir waren die Bösen, die nicht mal ihren Dienstgrad tragen dürfen. Deshalb geht es mir tierisch gegen den Strich, irgendeine Zusammenarbeit mit diesen Landsknechten anzustreben, uns verbindet einfach gar nichts. Wer das nicht wahrhaben will, muss eben weiter träumen!
Kulturschaffende, Friedensaktivisten und Linke-Politiker widersprechen dem Kriegsappell von Bundespräsident Joachim Gauck, für Deutschland zu töten und zu sterben (siehe jW vom 14. Juni). Unterstützung bekommen sie dafür von unzähligen Bürgern der BRD. junge Welt dokumentiert eine repräsentative Auswahl bisher eingegangener Stellungnahmen zur Rede Gaucks vor der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg in dieser Woche.
Johannes Schäfer (Berlin): Diese Rede habe ich schon gehört – mit ein paar anderen Vokabeln, doch im selben Sinn: An der »Wilhelm-Gustloff-Schule« Bischofswerda im November 1943. Der Rektor teilte den Müttern und Vätern mit, daß ihre Söhne – wir waren damals 15 Jahre alt – nun endlich als Luftwaffenhelfer das Vaterland verteidigen dürfen. »Schauen Sie in die Augen Ihrer Jungen und Sie werden sehen, wie stolz sie darauf sind!«
J. Müller: Den Tod deutscher Soldaten im Krieg zu glorifizieren und gleichzeitig die Opfer dieser Soldaten nicht einmal zu erwähnen, ist menschenverachtend. Den Soldaten und den Opfern gegenüber. Die Rede ist nicht zu ertragen. Ein Pfarrer (Theologe), aufgewachsen, erzogen und gelebt ohne Kenntnis der Menschenrechte? Würden seine Eltern weinen?
Renate Möller (Berlin): Ich habe von Gauck nichts Gutes erwartet. Er ist nicht mein Präsident, ich habe ihn nicht gewollt. Grüne und SPD haben ihn gewollt, mit allen Mitteln. Friedensparteien? Schon lange nicht mehr! (…) Vielleicht hilft Gauck mit seinen Worten endlich der Friedensbewegung auf die Beine. Zu wünschen wäre es, dann hätten sie wenigstens etwas Gutes bewirkt. (…)
Angelika Kurowski (Berlin): »Daß es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen.« Bundespräsident Joachim Gauck, 12. Juni 2012, in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg
Wenn es der glücksüchtige Herr Gauck schwer ertragen kann, daß es wieder deutsche Gefallene gibt, soll er doch seine Position dazu nutzen, dies zu verhindern. Statt dessen sinniert er nur populistisch vor sich hin. Überhaupt will mir die Vokabel »Gefallene« als Bezeichnung für ermordete Menschen nicht gefallen. Die Toten auf Seiten der angegriffenen Völker sind es in jedem Fall. Die Toten auf Seiten des Aggressors sind demzufolge Selbstmörder – als Wehrpflichtige auf Anordnung des jeweiligen »Vaterlandes«. Die »Freiwilligen« treiben wirtschaftliche Zwänge und/oder ideologische Verblendung in den Kriegsdienst.
Edeltraud Kotzanek: Bürgerliche Freiheit ist, sich für oder gegen einen »Job« bei der Bundeswehr zu entscheiden. Absolute Freiheit der Bürgerinnen und Bürger wäre, entscheiden zu können, ob ihre/seine Steuern für das Militär ausgegeben werden.
Bernd Goldammer: Schwerter zu Pflugscharen, hieß die Bewegung, von der sich Gauck einst hat nach oben tragen lassen. Jetzt sagt er, was er damit gemeint hat. Das läßt seine Rolle 1989 in einem ganz anderen Licht erscheinen. Das Volk möchte, daß »Mutbürger« in Uniform unser Grundgesetz schützen. Es ist noch da, es lebt. Gauck hingegen ermutigt mit seiner Bundeswehrrede zu Straftaten gegen das Grundgesetz, aber genau dafür wurde er von Rot-Grün und Schwarz-Gelb ins Amt gebracht. (…) Herr Gauck, wir wollen keinen Krieg. Dabei soll es bleiben. (…) Aber wenn Sie unbedingt schießen wollen, machen sie doch mal eine hübsche Pilgerwanderung durch afghanische Berge im Grenzgebiet zu Pakistan. Bitte schicken Sie zuvor unsere Kinder nach Hause zurück! (…)
Jürgen Rose (Oberstleutnant a.D. und Vorstandsmitglied Darmstädter Signal): Mit seiner Anfeuerungsrede bei der Generalstabsakademie hat sich unser »Bundes-Gauckler« als Kriegshetzer entlarvt. Kein Wort von den völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Kriegen, welche die Bundeswehr geführt hat oder an denen sie beteiligt war – 1999 gegen Jugoslawien, 2001 in Afghanistan, 2003 gegen den Irak. Es hätte einem angeblichen Mann Gottes besser zu Gesicht gestanden, den Friedensauftrag, den die Bundeswehr laut Grundgesetz zu erfüllen hat, laut und deutlich anzumahnen.
Walter Bornholdt (Marineoffizier der Volksmarine – niemals a.D., Magdeburg): Der Gauckler ist eben nur ein Pfäfflein und steht in der Tradition des Reichsbischofs Müller. Manipulieren hat er gelernt, und er beherrscht diese spezielle Kunst der Kirche (n) hervorragend: Schuldgefühle erzeugen und diese dann im Sinne des jeweils aktuellen Auftraggebers aktivieren!
Reinhard Junge (Bochum): Vom Werben zum Sterben zur Werbung zum Töten ist der Weg nicht mehr weit. Jesus hätte Gauck aus dem Tempel gejagt.